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Auf zu neuen Ufern

Veröffentlicht am 11.04.2019 von AZ Aargauer Zeitung
Auf zu neuen Ufern

Die berufliche Neuaufstellung verlangt nach einer zielgerichteten Vorbereitung. Insbesondere wenn es um einen Branchenwechsel geht. Eine damit verbundene Umschulung sollte Rückendeckung beim direkten (familiären) Umfeld finden.

Wenn Menschen mit ihrer beruflichen Vergangenheit brechen und etwas vollkommen Neues wagen, ist das wahrscheinlich für die meisten von uns sehr beeindruckend. So hört man vielleicht von dem Anwalt, der das Plädoyer im Gerichtssaal gegen die Tätigkeit als Wirt eintauscht und sein eigenes Restaurant eröffnet. Man vernimmt die Geschichte der ehemaligen Schauspielerin, die auf Glanz und Glamour vor der Kamera verzichtet und ihr eigenes Weingut bestellt.

Die britische Heavy Metal-Legende Bruce Dickinson, Sänger von Iron Maiden, hat in den 90er-Jahren eine zweite Karriere als Linienflug-Pilot gestartet. Für Plattenaufnahmen und Konzert-Tourneen vor hunderttausenden Fans nahm er sich Urlaub. Später gründete er eine neue Fluglinie, braut inzwischen sein eigenes Bier und investierte in ein Unternehmen, das Drohnen für die Katastrophen-Hilfe entwickelt.

„Experimentieren“ können die Wenigsten
Sehr oft drehen sich solche Beispiele um Menschen, die sich mit ihrer ersten Profession ein gewisses finanzielles Polster schaffen konnten. Auf dieser Basis kann man durchaus recht bequem „experimentieren“: Ein allfälliges Scheitern lässt nicht zwingend den finanziellen Ruin befürchten und es gibt Optionen für die Rückkehr in den ursprünglichen Job. In der Regel ist die Situation für Herrn und Frau Schweizer etwas schwieriger. Die Hürden wachsen zudem mit fortschreitendem Alter und der zunehmenden Wahrscheinlichkeit an familiären und finanziellen Verpflichtungen.

Planung ist das Um und Auf
Wenn Sie selbst den dringenden Wunsch nach einer beruflichen Veränderung spüren, sollte diese also gut vorbereitet werden. Im Falle einer berufsbegleitenden Ausbildung, die wohl an den Abenden und Wochenenden stattfinden wird, sollten Partner und Kinder zu hundert Prozent mit an Bord sein. Die Familienzeit, die aufgrund der Umschulung fehlt, können Sie gezielt mit besonderen gemeinsamen Unternehmungen kompensieren.

Vielleicht können Sie mit dem aktuellen Dienstgeber auch eine Vereinbarung zur Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit treffen. Insbesondere, wenn Sie im Unternehmen bleiben wollen und etwa vom Marketing oder der Produktentwicklung auf den Verkauf umschulen. Oder wenn Sie zum Beispiel von der langjährigen Pflegetätigkeit im Krankenhaus künftig ins Gesundheits-Management wechseln wollen.

„On the job“ lernen
Geht es in eine völlig neue Richtung, für die der Einsatz beim aktuellen Dienstgeber ausgeschlossen ist, kann ein Berufspraktikum den Quereinstieg erleichtern. Sie zeigen dadurch Bereitschaft, vorerst auch für wenig Geld die volle Leistung zu erbringen, und erlernen die Grundlagen der neuen Profession „on the job“. Der neue Dienstgeber geht dabei ein verhältnismäßig geringes Risiko ein.

Um eine zusätzliche Höherqualifizierung oder eine einschlägige Zertifizierung werden Sie vielleicht nicht herumkommen. Bei allem persönlichen und auch finanziellen Einsatz können Sie sich bei diesem Modell jedoch umgehend aus dem unliebsam gewordenen Berufsfeld verabschieden und rasch neu starten.