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Häufiger Jobwechsel: ein Nachteil?

Veröffentlicht am 10.09.2018 von myjob.ch - Bildquelle: iStock
Häufiger Jobwechsel: ein Nachteil?

Ein Jahr als Redakteurin der Lokalzeitung, zwei weitere als Social Media-Beraterin in einer Werbeagentur und dann noch eines als Pressesprecherin der Vizebürgermeisterin. Fünf Jobs in sieben Jahren, insgesamt acht Stellen bis zum 30. Lebensjahr: Wer älteren Generationen vielleicht als unbeständig erscheint, den schätzen Dienstgeber gerade ob der umfassenden Berufserfahrung.
 

Es gab eine Zeit, in der schien es klar, dass man den einmal erlernten Beruf bis an sein Lebensende ausübt - und das bei ein und demselben Arbeitgeber. Man konnte sich auf eine bestimmte finanzielle Entwicklung verlassen, wusste über die Aufstiegsmöglichkeiten bescheid und auch darüber, wie man diesen Aufstieg bewältigt. Auf Basis dieser Gewissheit stützten Banken zumindest teilweise ihre Entscheidung, ob jemandem ein Darlehen zu gewähren ist; und die solcherart mit Vertrauen ausgestatteten Kundinnen und Kunden schöpften aus ihren vorgezeichneten Arbeitsbiografien den Mut, das finanzielle Risiko eines Hausbaus auf sich zu nehmen.

Diese für viele Menschen immer noch als traumhaft erscheinenden Zustände werden in unseren Breitengraden mehr und mehr zur Ausnahme. Nach der Ausbildung nehmen wir eine Arbeitsstelle an in dem Bewusstsein, dass diese nicht unser einziger oder gar letzter Job sein wird. Der mehrfache Stellenwechsel, regelmäßige Weiterbildungen, aber auch Phasen der Arbeitslosigkeit sind Tatsachen, mit denen wir rechnen müssen.

Zahlreiche Gründe für den Jobwechsel
Wer den Dienstgeber besonders oft wechselt, und das noch in relativ kurzer Zeit, macht sich jedoch immer noch in gewisser Weise verdächtig. Dabei kann es für einen solchen Lebenslauf vielerlei Gründe geben: Man hat in einem Unternehmen nicht die Aufgaben bekommen, die bei der Bewerbung ausgemacht waren. Man fühlt sich in der vorherrschenden Unternehmenskultur nicht wohl, die versprochene Gehaltsentwicklung findet nicht statt oder die Arbeit erscheint einem nach einiger Zeit schlicht als zu wenig spannend. Vielleicht war ein Dienstgeber auch aufgrund von wirtschaftlichen Fakten gezwungen, Mitarbeitende abzubauen - oder man wurde einfach mehrfach von Mitbewerbern abgeworben, weil man in dem, was man tut, besonders gut ist.

Wer binnen weniger Jahre mehrere Firmen in der Dienstnehmer-Rolle kennen lernt, nimmt jedenfalls einiges für die Zukunft mit: Man lernt höchst unterschiedliche Unternehmenskulturen kennen, erhält Einblick in verschiedene Tätigkeiten, Arbeitsstile und Branchen. Nicht zuletzt weitet man sein persönliches Netzwerk an Expertinnen und Experten aus. Ein potentieller neuer Dienstgeber kann davon durchaus profitieren.

Den Lebenslauf nachvollziehbar machen
Deshalb gilt für die beruflichen „Nomaden“, ihre eigene Story möglichst transparent und nachvollziehbar zu machen. Es versteht sich von selbst, dass nicht über ehemalige Arbeitgeber und Mitarbeitende zu lästern und auch keine Interna auszuplaudern sind. Im Bewerbungsschreiben und im Vorstellungsgespräch glaubhaft zu machen, dass man gerne auch mal wieder fünf Jahre oder länger in einem Dienstverhältnis bleiben möchte, ist sicher kein Fehler.

Für Arbeitgeber ist klar: Solche Leute haben hohe Ansprüche, was die Work-Life-Balance, die Gehaltsstruktur und die Kollegialität im Unternehmen betrifft. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sie in jeder Hinsicht bereits besonders gute, aber auch ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht. Vor allem aber wissen sie, welche Dinge im Alltag funktionieren - und welche nicht. Und das sind Erfahrungen, die man in der „klassischen“ Erwerbsbiografie meist erst zu einem deutlich späteren Zeitpunkt macht.