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Spass im Büro kann nicht erzwungen werden

Veröffentlicht am 19.06.2017
Spass im Büro kann nicht erzwungen werden
Viele Schweizer Unternehmen scheinen sich derzeit nach einem Platz im Ranking der „besten Arbeitgeber der Welt“ zu sehnen. Die einen legen sich einen Kicker-Tisch im Pausenraum zu, die anderen installieren eine Rutsche im Meeting-Raum und die dritten bieten ein Sport- und Wellness-Programm während der Arbeitszeit an. Es ist ein Trend, der aus den USA und Japan langsam auf den europäischen Kontinent schwappt: Die Mitarbeiter sollen im Unternehmen nicht mehr nur arbeiten, sie sollen Spass haben und sich „wie zuhause fühlen“. Eine verbesserte Arbeitsatmosphäre und die Vermischung von Freizeit und Arbeitszeit soll natürlich vor allem eines bewirken: Mehr Produktivität und Überstunden bei den Mitarbeitern. Klar: Wer im Büro auch Sport machen, entspannen, schlafen und duschen kann, muss ja theoretisch überhaupt nicht mehr nach Hause gehen. Klingt extrem? Ist es auch! In anderen Ländern ist das aber bereits Realität.
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In der Schweiz sind solche „Spasskonzepte“ vielleicht noch weniger verbreitet als in Amerika oder Asien, doch ist auch hier eine Zunahme dieser ungewöhnlichen Arbeitsumgebungen zu beobachten. Sie sollen in erster Linie dem Employer Branding dienen, um sich in Zeiten des Fachkräftemangels noch ausreichend von der Konkurrenz abgrenzen und jungen qualifizierten Nachwuchs für das Unternehmen gewinnen zu können. Doch ob der Kicker-Tisch, die Parkanlage mit WiFi-Anschluss zum „Arbeiten im Freien“ oder das firmeneigene Sportprogramm dafür wirklich geeignet sind, wird von Experten stark angezweifelt.

Spass kann nicht erzwungen werden
Natürlich sollen Angestellte Spass bei ihrer Arbeit haben. Das macht sie motivierter, produktiver, gesünder und stressresistenter. Wer gerne zur Arbeit kommt, ist dem Arbeitgeber gegenüber loyaler und eher zu Überstunden und Höchstleistungen bereit. Durch den Fachkräftemangel werden Mitarbeiter zur wichtigsten Ressource für ein Unternehmen. Eine gute Arbeitsatmosphäre kann eine hohe Mitarbeiterfluktuation verhindern und dadurch den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens steigern. Denn wenn ein Arbeitnehmer zur Konkurrenz wechselt, geht mit ihm auch wertvolles Knowhow. „Spass“ ist also durchaus eine gute Devise für Arbeitgeber. Doch Experten warnen: Mitarbeiter können nicht zum Spasshaben gezwungen werden. Ein Billard-Tisch im Pausenraum oder eine Yoga-Stunde nach Feierabend werden eine schlechte Arbeitsatmosphäre nicht grundlegend wettmachen können.


Exotische „Spasskonzepte“ müssen auf einem soliden Grundgerüst aufbauen

Wenn sich Führungskräfte daher mit dem Thema Arbeitsatmosphäre auseinandersetzen, sollten sie erst einmal ein solides „Grundgerüst“ schaffen, bevor sie sich an Extras wie ein schöneres Büro, Sportangebote oder Schlafräume für einen Power-Nap in der Mittagspause machen. Es gilt, Arbeitszeitenregelungen zu überprüfen, interne Konflikte auszuräumen, Hierarchien zu überdenken und den Mitarbeitern Raum zur freien Entfaltung und zu selbstständigem Arbeiten mit Eigenverantwortung zu bieten. Eine gute Arbeitsatmosphäre braucht ein stimmiges Gesamtkonzept – und wenn da schlussendlich ein Park mit WiFi oder ein Kicker-Tisch sinnvoll sowie passend erscheinen, sind sie ein „spassiges“ Extra. Wenn allerdings das Grundgerüst nicht stabil steht, werden auch solche Spielereien auf Dauer nicht den gewünschten Erfolg bringen.
 

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