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Selbstständigkeit: Die Falle namens „Workaholismus“

Veröffentlicht am 19.02.2018 von co2-kommunikation.ch
Selbstständigkeit: Die Falle namens „Workaholismus“

Dem Workaholismus liegen in der Regel ernstzunehmende psychische Probleme zugrunde. Wieso sind vor allem Selbstständige betroffen?

Viele Menschen bezeichnen sich spassig selbst als Workaholic und sehen das sogar als ein Kompliment. Es klingt schliesslich nach Fleiss, Disziplin und grossen beruflichen Zielen. Doch wer tatsächlich einer Arbeitssucht verfallen ist, sollte sich schnellstmöglich in professionelle Behandlung begeben. In der Regel stecken dahinter nämlich tiefgreifende persönliche Probleme wie ein geringes Selbstwertgefühl, die Unfähigkeit, „Nein“ zu sagen, oder ein Bewältigungsmechanismus für Depressionen, Angststörungen & Co. Nicht jeder, der sich selbst als Workaholic betitelt, leidet tatsächlich an einer handfesten Arbeitssucht. Dennoch scheint es ein Phänomen zu sein, das in der modernen Gesellschaft immer häufiger auftritt. In beinahe jedem Unternehmen sind Workaholics zu finden. Doch auffallend ist, dass die Problematik vor allem unter Selbstständigen um sich greift. Woran liegt das?

An dieser Stelle handelt es sich um ein Ei-Henne-Problem. Einerseits verleitet die Selbstständigkeit natürlich dazu, keine Pausen, Wochenenden oder Ferien mehr einzulegen, sondern stattdessen quasi Tag und Nacht zu arbeiten. Andererseits scheinen es vor allem Workaholics zu sein, die für sich das Arbeitsmodell der Selbstständigkeit wählen. Schliesslich können sie hier viel höhere berufliche Ziele erreichen als im Angestelltenverhältnis. Es locken Anerkennung, Macht, Bewunderung oder das grosse Geld. Eine Kombination, die vor allem für Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung attraktiv wirkt. Diese setzen hohe Ansprüche an sich selbst und stecken ihre Ziele hoch – manchmal auch zu hoch. Sie verlangen sich selbst und ihrem Umfeld alles ab, um diese Ziele zu erreichen. Rücksicht nehmen sie dabei oftmals nicht, weder auf andere Personen noch auf ihre eigene Gesundheit. Narzissten neigen also zur Selbstausbeutung, um ihr geringes Selbstwertgefühl durch äussere Faktoren wie den beruflichen Erfolg zu kompensieren. Die Folge lautet dementsprechend häufig: Workaholismus und irgendwann Burnout-Syndrom.
 
Workaholismus kann intrinsisch oder extrinsisch entstehen 
Manche Menschen nutzen die Arbeitssucht also, um ihre psychischen Probleme zu kompensieren. Es handelt sich demnach um eine intrinsisch herbeigeführte Problematik. Dann gibt es aber auch noch die Selbstständigen, welche sich mit ihrem eigenen Unternehmen schlichtweg überschätzt haben. Sie werden von der Arbeit überschwemmt und geraten unter Zugzwang. Wenn dann die Finanzen nicht reichen, um sich Verstärkung zu holen, schnappt die Falle zu und plötzlich besteht das ganze Leben nur noch aus Arbeit. Bei dieser Form des Workaholismus stecken also extrinsische Gründe wie eine zu hohe Arbeitslast oder eine schlechte Organisation hinter der vermeintlichen Sucht. So oder so sollten Selbstständige sich immer wieder auf den Prüfstand stellen und einen kritischen Blick auf ihre Arbeitszeiten werfen. Würden Sie sich als Workaholic betiteln? Dann werden Sie sich klar, ob es sich um die extrinsische oder intrinsische Ausprägungsform handelt – und ziehen Sie die entsprechenden Konsequenzen. Ansonsten winkt in beiden Fällen früher oder später das Burnout.


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