03.2017 www.medizin-und-technik.de EVK 11,20 €
Ingenieurwissen für die Medizintechnik TITELTHEMA

Brain Computer
Interface
Signale aus dem Gehirn
Seite 26
Messe
MT-CONNECT
Auslandsmarkt Rumänien
SPECIAL
Neue Produkte und Trends
Private Unternehmen gehen voran, 3D-Druck: Nanosensoren, Keramik, 21. -22.06.2017
Seite 18 der Staat muss modernisieren Seite 78
Glas und ganze Motoren
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[ MANAGEMENT ]
Zukunftsfabrik als Leitmotiv
Standorterweiterung Schweiz | Während draußen die Bagger arbeiteten, wurden im Proviso rium unter Reinraumbedingungen Einmal-Medizinprodukte hergestellt. Nach 18 gut vorgeplanten Monaten war die Produktionskapazität von B. Braun Medical in Escholzmatt verdoppelt - und der Standort bereit für kommende Herausforderungen. IHR STICHWORT
Doppelte Produktionskapazität auf gleicher Fläche Reinraum und Sterilisation
Umbau bei laufender Produktion Gesamtkonzept für Bau und Technik Sterilisa tion durch eine leistungsfähigere Anlage ersetzt werden. Darüber hinaus war mehr Raum für die Entwicklung neuer Technologien gewünscht. Das Unternehmen IE Plast hat seinen Sitz in Zürich und München und brachte als Generalplaner Kompetenzen in allen g ni Disziplinen des modernen Industriebaus r ee mit - und Branchenerfahrung: Anhand n i g zahlreicher Bauprojekte für die kunstnE EI
: stoffverarbeitende Industrie im In- und d li B
Ausland konnten die Fachleute belegen, dass sie mit den komplexen Fertigungs- Auch wenn die Anforderungen an den Innenraum des Gebäudes für das neue Gesamtkonzept oberste Priorität hatten, sollte das Äußere doch den Corporate-Architectureprozessen in der Medizintechnik vertraut Vorgaben des B. Braun-Konzerns entsprechen sind und die Anforderungen für die Produktion von Kunststofferzeugnissen unter Reinraumbedingungen kennen. ie Vision des neu gestalteten Standter auf die Planung von Industriebauten D orts kommt einer Zukunftsfabrik spezialisiert sind. Weiterer Ausbau recht nahe: Als die B. Braun Medical AG Das Unternehmen B. Braun Medical gleich mit eingeplant plante, ihre Produktionskapazität in produziert in der Schweiz an den Standor- Als Grundlage der Gesamtplanung diente Escholzmatt in der Schweiz bei laufender ten Escholzmatt, Sempach und Crissier. der Masterplan für die Arealentwicklung. Fertigung auf dem bestehenden Areal zu Als erste Produktionsstätte in der Schweiz Er sieht sogar noch eine zweite Ausbauverdoppeln, war das nur ein Teil der Hewurde das Werk in Escholzmatt im Jahr etappe vor, die sich an das aktuelle Erweirausforderung für die Planer. Zugleich 1973 erstellt, und es ist heute, nach einiterungsprojekt anschließen kann. wurde insbesondere ein hohes Maß an gen Investitionen in den Standort, einer Die Planung folgte dem Prinzip "von Flexibilität gewünscht, um in der neuen der modernsten Betriebe der Gruppe. innen nach außen" - die betrieblichen Ab- Produktion auf ein verändertes Marktum- Dort werden hoch spezialisierte Kunstläufe sollten die Gebäudehülle bestimfeld und neue Technologien jederzeit reastoff-Einmalartikel hergestellt. men. Dabei waren die Planer nicht ganz gieren zu können. Des Weiteren strebte Das kontinuierlich wachsende Profrei in der Gestaltung: Denn der Konzern B. Braun einen möglichst gut angepassten duktportfolio und die geplante Einfühhat Richtlinien und Designvorgaben für Automatisierungsgrad an sowie eine hohe rung neuer Produkte und Produktsysteme die Corporate Architecture festgelegt, de- Energieeffizienz in der Produktion - beiveranlasste B. Braun Medical im Jahr nen zu Folge sich die Produktionsbetriebe des sollte die Betriebskosten deutlich sen- 2014 dazu, in Escholzmatt eine Verdopje nach örtlicher Situation zurückhaltend ken. Umgesetzt wurde das Vorhaben mit pelung der Produktionskapazitäten in Anoder akzentuierend in die Umgebung eindem Bereich Plast der IE Industrial Engigriff zu nehmen. Auch sollten die Prozesfügen und im Erscheinungsbild hohe äsneering München GmbH, deren Mitarbeise neu organisiert und die bestehende thetische Anforderungen erfüllen sollen. 76 medizin&technik 03/2017
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03/2017 medizin&technik 77
Damit in Escholzmatt Einweg-Artikel aus Kunststoff gefertigt werden können, musste das neue Konzept alles berücksichtigen - von der Zufuhr des Rohmaterials für die Spritzgießmaschinen über Montage und Verpackung bis zum Einbinden der haustechnischen Anlagen inklusive Reinraum und Sterilisation Im Januar 2014 nahm IE Plast die Ge- Der Personenfluss verläuft konsequent samtplanung des Erweiterungsprojekts in vom Warenfluss getrennt, und kurze Geh- Angriff, zunächst mit einer Machbarkeitsdistanzen erhöhen die Produktivität. Die studie, auf die die Konzept- sowie System- Steuerung der Anlagen musste in das beund Ausführungsplanung folgten. Der stehende IT-Umfeld eingebunden werden. Startschuss für die Projektierung fiel Mit- Das Haustechnikkonzept umfasst die te August 2014. Bereits Ende Januar 2015 Versorgung mit Strom, Druckluft, Kälte war die Konzeptplanung so weit gediesowie Lüftung und Klimatisierung. Zum hen, dass die Baueingabe eingereicht wer- Teil konnten die neuen Anlagen mit besteden konnte. In der ersten Märzwoche fuhhenden Systemen verknüpft werden. ren die Bagger auf. Nach knapp 18 Mona- Auch die neue Sterilisationsanlage brachten, im August 2016, waren die neuen Ante spezielle Anforderungen mit sich. lagen betriebsbereit und wurden am 16. September eingeweiht.
Von Entwicklung bis Support:
Dabei durften die Baumaßnahmen den Alles unter einem Dach regulären Produktionsbetrieb nicht unter- In den neuen Produktionsräumen stellt B. brechen. Um die Kapazitäten während Braun Medical unter anderem Spritzen des gesamten Projekts zu gewährleisten, für Infusionspumpen, Mehrweghahnsyswurden die Abläufe aufeinander abgeteme für Infusionstherapien, Entnahmestimmt. Das Bauen in Etappen und Proviports für Infusionsbeutel und weitere sorien ermöglichten es, den Reinraumstahochwertige Kunststoffartikel aus der Metus der bestehenden Produktion jederzeit dizintechnik her. Entwicklung inklusive aufrechtzuerhalten. Erstellung von Prototypen, die Produk - Bei der Planung spielte die Organisa - tion sowie der technische Support sind tion der Intralogistik - von der Zufuhr des hier unter einem Dach integriert. Rohmaterials bis zum Verpackungspro- Der Bau ist ein klares Bekenntnis der zess - eine große Rolle. Im neu erstellten obersten Unternehmensführung zum Pro- Produktionsbereich ist der Prozess vom duktionsstandort Schweiz. Madeleine Rohmaterialeingang bis hin zum Waren- Stöckli, CEO der Braun Medical AG: "Wir ausgang durchgängig und hochautomatiprofitieren hier von gut ausgebildeten siert. Das risikobasierte Zonenkonzept bis Fachkräften mit hoher Flexibilität und ISO 8 legt die Zonen so fest, dass sich die Leistungsbereitschaft, gepaart mit der po- Primärverpackung im Reinraum befindet litischen Stabilität des Landes."
- die unkritischere Sekundärverpackung jedoch außerhalb. Neben der Planung Ingo van Koll und Realisation des Reinraums übernahm IE Industrial Engineering, München IE Plast auch die Qualifizierung. www.ie-group.com