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Flexible Arbeitszeit als Burnout Prävention?

Veröffentlicht am 16.11.2017
Flexible Arbeitszeit als Burnout Prävention?
Viele Unternehmen versprechen sich von flexibleren Arbeitsmodellen eine bessere Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Wieso die Rechnung nicht aufgeht.  
Flexible Arbeitsmodelle gewinnen aktuell mehr und mehr an Beliebtheit. Der Digitalisierung haben es die Schweizer zu verdanken, dass Homeoffice und Telearbeit mittlerweile in vielen Firmen als Arbeitsmodell fest etabliert sind. Hinzu kommen noch modernere Varianten wie die Arbeit in „Remote Teams“. Fakt ist also: Die Schweizer Arbeitnehmer sind vielerorts nicht mehr an strikte Arbeitszeiten gebunden. Ihre Flexibilität geht weit über Stempelkarten hinaus und zumindest auf dem Papier sollte dies die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben deutlich vereinfachen. Die Arbeitgeber versprechen sich von dieser neuen Flexibilität in erster Linie gesündere, ausgeglichenere sowie motiviertere und produktivere Mitarbeiter. Wenn sie sich zu Hause optimal erholen und ihre Arbeitszeiten flexibel an ihren Lebensrhythmus anpassen können, müssten doch eigentlich Erkrankungen wie das Burnout der Vergangenheit angehören. Eine Rechnung, die in der Praxis leider nicht aufgeht.


Unbestritten bringen flexiblere Arbeitsmodelle für die Schweizer Angestellten zahlreiche Vorteile mit sich. Natürlich steigt die Work-Life-Balance und die Familie kommt nicht mehr zu kurz. Doch die Hauptursache für Erkrankungen wie das Burnout-Syndrom ist Stress – und dieser nimmt nicht zwangsläufig ab, nur, weil der Arbeitnehmer plötzlich in den eigenen vier Wänden am PC sitzt oder in einem fernen Land. Im Gegenteil bringen flexible Arbeitsmodelle sogar zwei grosse Nachteile mit sich:
 
  1. Die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben werden fliessend: Zwar lassen sich Beruf, Privatleben, Familie, Hobbys & Co besser vereinen, wenn die Arbeit zeit- sowie ortsunabhängig verrichtet wird, doch stellt auch genau dieser Faktor ein grosses Problem dar. Es wird immer schwieriger, zwischen Arbeitszeit und Freizeit zu unterscheiden. Arbeitnehmer mit flexiblen Arbeitsmodellen neigen deshalb dazu, mehr zu arbeiten als ursprünglich im Büro. Der Arbeitstag reicht vom Aufwachen bis zum Einschlafen – und selbst im Bett werden nochmal schnell die E-Mails beantwortet. Vielen Menschen fällt es schwer, bei flexiblen Arbeitsmodellen klare Grenzen zu ziehen, was ihr Stresslevel erhöht und dadurch ihre Gesundheit erst recht belastet.
     
  2. Die Digitalisierung erlaubt keine Pausen mehr: Es fehlt an richtigen Pausen, in welchen der Arbeitnehmer komplett abschalten kann – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Smartphone ist in der Regel stets eingeschaltet und demnach ist auch eine ständige Erreichbarkeit gewährleistet. Der Chef und die Kollegen rufen am Wochenende an, E-Mails werden auch in den Ferien gelesen und bei Remote Teams finden Konferenzen dank Zeitverschiebung plötzlich am Morgen um fünf Uhr statt. So oder so ähnlich sieht der Arbeitsalltag bei einem flexiblen Arbeitsmodell aus. Abschalten? Durchatmen? Zur Ruhe kommen? Von wegen!

Die Schweizer Arbeitgeber sollten sich daher bewusst machen, dass flexible Arbeitsmodelle nicht von Natur aus als Burnout Prävention dienen. Sie können das Problem im Gegenteil sogar verstärken. Es gilt also, klare Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zu ziehen und die Erreichbarkeit zeitlich einzugrenzen. Nur so können die Arbeitnehmer tatsächlich von den neuen Möglichkeiten der flexiblen Arbeit profitieren ­– nicht nur gesundheitlich.



– by co2-kommunikation.ch –


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