Wer als digitaler Nomade leben und arbeiten möchte, sollte sich bewusst sein, dass dieses Leben nicht weniger Arbeit bedeutet.
Das Lebens- und Arbeitskonzept des digitalen Nomaden ist noch sehr neu und nicht allzu weit verbreitet. Es entstand aus der fortschreitenden Digitalisierung und den dadurch wachsenden Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Arbeit. Die meisten digitalen Nomaden sind aktuell als Freelancer oder Solo-Selbstständige unterwegs und kommen aus Branchen wie dem Blogging, Online-Marketing, Mediendesign & Co. Ein Job also, der es ihnen ermöglicht, mit ihren Kunden und eventuellen Teamkollegen via Skype, E-Mail oder Telefon zu kommunizieren und ihre persönliche Anwesenheit dadurch überflüssig zu machen. Die Folge: Sie können zeit- sowie ortsunabhängig arbeiten und reisen, nur mit einem Laptop und einem Koffer „bewaffnet“, um die Welt. Arbeiten am Strand von Bali? Für digitale Nomaden ist das der ganz normale Alltag. Für viele klassisch Angestellte klingt das utopisch, aber dennoch irgendwie nach Wunschtraum. Sie assoziieren das Leben von digitalen Nomaden mit Dauerurlaub und deutlich weniger Arbeit. Doch das ist ein Irrtum.
Wie viele „normale“ Selbstständige auch, arbeiten digitale Nomaden in der Regel nämlich nicht weniger als Arbeitnehmer in einem Angestelltenverhältnis – sondern sogar mehr. Doch darum geht es bei dem Konzept auch eigener Aussage zufolge nicht. Sie denken Arbeit hingegen umfassend neu. Sie suchen nach Freiheit in ihrer Arbeit, nach Selbstverwirklichung und einem tieferen Sinn. Und dann erscheinen die 50, 60 oder mehr Stunden pro Woche gar nicht mehr wirklich als Arbeit. Zumindest in der Theorie. Ganz gemäss dem Motto „Finden Sie einen Beruf, den Sie lieben – und Sie müssen nie wieder arbeiten“. Aber wie sieht das in der Praxis aus?
Friede, Freude, Eierkuchen? Das „wahre“ Leben der digitalen Nomaden
Anstrengend! Denn das Leben digitaler Nomaden besteht häufig nur aus Arbeit und der Suche nach einer Bleibe im nächsten Destinationsland sowie möglichst günstigen Flügen. Es gibt kein festes Zuhause, keine geregelten Strukturen und keinen Alltag. Wer sich das Leben des digitalen Nomaden als spannend und aufregend ausmalt, hat durchaus recht. Doch sollten Sie hierbei nicht aus den Augen verlieren, dass es eben auch manchmal im negativen Sinne aufregend und sehr anstrengend ist. Sie müssen nicht „nur“ arbeiten oder „nur“ reisen, sondern Ihren gesamten Alltag auf einmal managen. Hobbys? Eine Familie? Sozialer Rückhalt bei Krisen? Solche Dinge sind nur in begrenztem Ausmass möglich. Das Leben als digitaler Nomade ist also weder viel besser noch viel schlechter als ein „normaler“ Alltag. Und definitiv bedeutet es nicht weniger Arbeit. Es ist stattdessen eine Art Lebenseinstellung und die ist – wie bei so vielen anderen Dingen – eben für manche Menschen geeignet und für andere nicht.
Bildquelle: iStock