Kind vs. Karriere: Kein „Und“, sondern ein „Oder“ - myjob.ch
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Kind vs. Karriere: Kein „Und“, sondern ein „Oder“

Veröffentlicht am 06.12.2016
Kind vs. Karriere: Kein „Und“, sondern ein „Oder“
Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Flexible Arbeitsmodelle sowie der Fachkräftemangel sollen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und dadurch auch Müttern die Chance auf eine grosse Karriere ermöglichen. Eine Führungsposition trotz Teilzeitstelle oder die lang ersehnte Gleichbezahlung von Männern und Frauen – all das ist laut Experten nur noch eine Frage der Zeit. Der Blick in die Realität gestaltet sich leider anders: Die Gender-Pay-Gap hält sich in der westlichen Arbeitswelt (noch) hartnäckig, Frauen sind in den Führungsetagen nur selten anzutreffen und Mütter schon gar nicht. Wer sich für eine Teilzeitstelle entscheidet, beschliesst damit in den meisten Unternehmen noch automatisch das Aus für seine Karriere. Und selbst, wenn für die ganztätige Kinderbetreuung gesorgt ist, überwiegen immer noch die Vorurteile der Entscheidungsträger gegenüber Müttern. Für die Frauen unter Ihnen heisst es daher leider bis heute: Kind oder Karriere? – by co2-kommunikation.ch –  
Nur rund 6,7 Prozent der Führungskräfte in der Schweiz sind weiblich. Damit liegen wir sogar noch deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 13,8 Prozent (Quelle: Derstandard.at). Und sehen Sie sich hier einmal genauer um, werden Sie merken: Es handelt sich vor allem um kinderlose Frauen. Mütter stellen ab einer gewissen hierarchischen Ebene eine echte Rarität dar. Wenn, dann setzten sie meist auf die frühe Familiengründung in Kombination mit einer späten Karriere in den 40ern und 50ern. Aber woran liegt das?

Mütter in der Arbeitswelt haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen
Natürlich gibt es zahlreiche Mütter, welche keine grosse Karriere anstreben, sondern mit ihrer Doppelrolle zwischen Teilzeitanstellung und Familienleben vollkommen zufrieden sind. Gleichzeitig gibt es aber auch eine Menge Frauen, die sich sowohl Kinder als auch Karriere wünschen – und dabei aber auf eine unsichtbare Mauer stossen. Dies liegt in der Regel nicht daran, dass sie weniger Leistung bringen als ihre kinderlosen Kolleginnen oder dass ihre Mutterrolle dem Beruf immer wieder in die Quere kommt, zum Beispiel aufgrund unzureichender Kinderbetreuung und erhöhter Ausfallzeiten. Der Grund für den beruflichen Misserfolg zahlreicher Mütter liegt schlichtweg in den Vorurteilen der Entscheidungsträger. Sie fördern und befördern lieber Männer oder kinderlose Frauen, weil Mütter angeblich
  • weniger flexibel oder bei Engpässen einsatzbereit,
  • abhängig von Kitaschliesszeiten, Öffnungszeiten der Kinderarztpraxen u. v. m.,
  • übermüdet und daher weniger leistungsfähig,
  • weniger motiviert und engagiert oder
  • nicht für Dienstreisen einsetzbar seien.
Die Liste der Vorurteile könnte ewig weitergeführt werden. Das ein oder andere mag einen wahren Kern haben, doch ist die Situation stets individuell und auch Kinder werden irgendwann älter sowie selbstständiger. Zudem gehen immer mehr Männer ebenfalls in Elternzeit und treten im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Job kürzer. Wieso also werden (immer noch) vor allem Frauen benachteiligt? Vermutlich liegt der Hauptgrund einfach in traditionell verankerten Rollenmodellen. Zwar mag es durchaus sein, dass sich diese durch den Fachkräftemangel, die Digitalisierung und damit einhergehend flexiblere Arbeitsmodell irgendwann ändern. Doch bis dahin scheint es für die Frauen in der Schweiz noch für lange Zeit ein Entweder-oder zu sein: Kinder oder Karriere?

Bildquelle: Thinkstock