Entgegen vielerorts geäußerter Befürchtungen soll die fortschreitende Digitalisierung nicht zwingend einen signifikanten Beschäftigungsverlust mit sich bringen. Zumindest legt dies die Auswertung verschiedener Studien durch das deutsche Bundesministerium für Arbeit und Soziales nahe. Und die darf durchaus als Tendenz vorgebend zumindest für die mitteleuropäischen Länder gelten.
So hieß es 2017 im vom Ministerium heraus gegebenen „Weissbuch Arbeiten 4.0“, dass die allgemeine Erwerbstätigkeit bis 2030 sogar leicht ansteigen und die Arbeitslosigkeit entsprechend (weiter) sinken könnte. Insbesondere bei den unternehmerischen Dienstleistungen und im Sozialwesen wird zudem ein deutlicher Zuwachs am Arbeitsmarkt erwartet. Wohingegen Mitarbeitende im Einzelhandel - Stichwort: Selbstbedienungs-Kassen -, in der öffentlichen Verwaltung oder auch im Gastgewerbe zu den Verlierern gehören dürften.
Weiblich geprägte Branchen
Unklar bleibt, wie sich die Digitalisierung speziell auf das Beschäftigungspotenzial von Frauen auswirken wird. Einerseits wären sie von den (negativen) Beschäftigungseffekten im verarbeitenden Gewerbe relativ gesehen weniger stark betroffen. Andererseits komme ihnen zugute, dass stark weiblich geprägte Berufe im Gesundheitswesen, in der Erziehung und im Sozialbereich ein eher geringes Potenzial für Automatisierungsprozesse besitzen. Gleichzeitig wird in diesen Bereichen - nicht zuletzt in der Alten- und Krankenpflege - künftig eine steigende Nachfrage herrschen.
Entscheidend für die Frage, inwiefern der digitale Wandel die Entwicklungschancen für Frauenkarrieren beeinflusst, scheint darüber hinaus zu sein, ob diese personenbezogenen Dienstleistungen eine gesellschaftliche Aufwertung erfahren - und inwieweit klassische Rollen-Zuschreibungen damit vielleicht verschwinden.
Medien-Jobs zunehmend unter Druck
Zu den Branchen, die von der Digitalisierung über die kommenden 15 Jahre über die Masse profitieren sollten, zählen zum Beispiel die Unternehmens-, Rechts- und Steuerberatung. Selbstredend sind auch insbesondere die IT-Dienstleistungen positiv betroffen, sowie die Fahrzeugbau-Industrie, welche weiter vom Boom der Elektro-Fahrzeuge sowie vom autonomen Fahren angetrieben wird.
Neben der bereits kurz erwähnten öffentlichen Verwaltung soll unter anderem der Medienbereich - Verlage, Film, Fernsehen und Rundfunk - am Arbeitsmarkt weiter unter Druck kommen. Post- und Kurierdienste sowie die Energieversorgung werden mit dem Voranschreiten der Digitalisierung ebenfalls weniger Personal benötigen.
Qualifizierung vorantreiben
Um die soziale Absicherung der Bürgerinnen und Bürger - nicht nur in Europa - zu gewährleisten, empfiehlt das „Weissbuch Arbeiten 4.0“, sich insbesondere mit den Bereichen der (Höher-) Qualifizierung und der Einkommenssicherung zu beschäftigen: „Ziel muss es sein, allen Erwerbspersonen im bevorstehenden Strukturwandel neue Möglichkeiten zu eröffnen und ihre Anpassungsfähigkeit zu verbessern.“