Das Arbeiten im Homeoffice mag für viele ein angenehmer Ausgleich zum lauten oder überhitzten Großraumbüro sein. Dabei sollte aber ein ausgewogenes Verhältnis zu den regulären Büro-Anwesenheitszeiten beachtet werden, um nicht den Anschluss an die Kolleginnen und Kollegen zu verlieren.
Einige Tage pro Woche in den eigenen vier Wänden zu arbeiten kann gerade in Kreativberufen verlockend sein: Man ist sich der notwendigen Ruhe für die Text- oder Grafikarbeit sicher, hat die Lieblingsteesorte und die bevorzugten Kekse stets in Griffweite - oder die zuverlässige Bezugsquelle gleich um die Ecke. Auch für das Ausarbeiten aufwändiger Konzepte oder die Erstellung komplexer Kalkulationen mag es effizienter sein, nicht ständig damit rechnen zu müssen, von Vorgesetzten oder Kollegen angesprochen und aus der Konzentration gerissen zu werden. Ganz zu schweigen vom Klingeln der vielen Telefone, dem man zu Hause garantiert nicht ausgesetzt ist.
Abgesehen von der Gefahr, sich in der Home office-Situation in den wohlverdienten Pausen auch mal von Haushaltsarbeiten, Paketlieferungen oder der Suche nach passender Musik im bis oben hin angeräumten Plattenschrank ablenken zu lassen, gilt es auch zu bedenken: Die Zeit, die man nicht im Büro verbringt, ist auch eine Zeit, in der bestimmte Informationen ganz einfach an einem vorbei gehen.
Der „Flurfunk“ ist nicht virtualisierbar
Natürlich bleibt man formal über das Mail-Postfach, die WhatsApp-Gruppe des Teams und weitere berufliche Kanäle mit dem Geschehen im Unternehmen verbunden. Gemeinsame Mittagessen, der berühmte „Flurfunk“ und Pausengespräche mit Betriebsangehörigen aus anderen Abteilungen sind aber nicht virtualisierbar: Was Menschen miteinander bereden, würden sie nicht zwingend auch schriftlich vermitteln. Und damit geht ein Stück Unternehmenskultur verloren, weil wertvolle Kommunikationskanäle nach und nach trocken gelegt werden, wenn der Telearbeitsplatz zur Dauereinrichtung wird.
Auch wenn die ausschließliche Tätigkeit für ein Unternehmen in personeller Abwesenheit kaum der Regelfall ist, sollte man das Thema zumindest mit den engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ordentlich bereden. Schließlich könnte es in einem Team, in dem jeder auch nur ein bis zwei Bürotage zu Hause verbringt, durchaus passieren, dass es von Montag bis Freitag keinen Tag mehr gibt, an dem sich alle gleichzeitig im „Headquarter“ einfinden.
Nicht über andere richten
Dies berücksichtigend stellt sich dennoch für den Einzelnen die Frage, wie der Anschluss an die Bürogemeinschaft möglichst effizient gestaltet werden kann, und auch ohne die tägliche Real-Begegnung der Teamgeist am Leben bleibt. Lösung könnte ein fixer Tag sein, an dem nicht nur alle Team-Mitglieder da sind, sondern eine Art „Team-Event“ eingerichtet wird: Ein gemeinsames Frühstück mit Jour fixe, das bewusst auch dem zwischenmenschlichen Austausch gewidmet ist.
Das dort vor den wirklich arbeitsrelevanten Themen erfolgende wechselseitige Abgleichen des „Flurfunk-Wissens“ soll natürlich nicht dazu dienen, Gerüchte über andere Kolleginnen und Kollegen zu teilen. Zu wissen, dass Herbert aus der IT sich „endlich“ verlobt hat oder Ida aus der Verrechnung am Wochenende die bestandene Matura ihrer Zwillinge gefeiert hat, sorgt allerdings für Freudenmomente, die durchaus auch die Bindung zum Unternehmen stärken. Und die man zwischen den eigenen vier Wänden vielleicht nie - oder doch erst sehr viel später erlebt hätte.