Die Löhne sind kein Geheimnis: Was Ingenieure und Informatiker bei Gehaltsgesprächen verlangen können.
Von Matthias Adrion*
Verdiene ich genug oder verkaufe ich mich unter Wert? Wer sich vor Gehaltsgesprächen eine grobe Orientierung verschaffen will, was für ihn drin ist, hat ein Problem. Denn oft gilt in Unternehmen noch immer: Über Geld redet man nicht. Anders als etwa im angelsächsischen Raum, wo das Gehaltsband zumeist direkt in der Stellenausschreibung genannt wird, herrscht in Schweizer Firmen nicht unbedingt Transparenz hinsichtlich der Vergütungsstrukturen.
Zum Glück gibt es unabhängige Quellen, die bei der Vorbereitung helfen. Da ist zum einen „Salarium“: Der individuelle Lohnrechner des Bundesrats (
www.lohnrechner.bfs.admin.ch) basiert in der aktuellen Fassung auf den Daten der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung 2014, in deren Rahmen mehr als 750'000 Lohnangaben von Angestellten aus der Privatwirtschaft abgefragt wurden. Das Online-Tool bietet die Möglichkeit, für spezifische Regionen, Wirtschaftszweige und Berufsgruppen den monatlichen Bruttolohn und die Streuung der Löhne zu berechnen. Auch eine Auswertung nach Ausbildungsabschluss, Dienstjahren, Hierarchieebene und Firmengrösse ist möglich.
Insbesondere für Fachkräfte aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik Naturwissenschaften und Technik) existieren auch unabhängige Studien der grossen Fachverbände Swiss Engineering und swissICT. Diese sind speziell auf die Besonderheiten der jeweiligen Branchen abgestimmt und werden einmal jährlich erhoben. Jüngst sind für beide Zielgruppen die Ergebnisse aus 2016 veröffentlicht worden.
Die aktuelle Salärstudie des Fachverbands Swiss Engineering STV basiert auf den Gehaltsangaben von insgesamt mehr als 3‘300 Erwerbstätigen jeden Alters. Das Ergebnis: Diplomierte Ingenieure und Architekten verdienen in der Schweiz im Durchschnitt jährlich 117‘000 Franken brutto – ein Wert, der sich in den letzten sechs Jahren kaum nach oben bewegt hat. Unter den befragten Fach- und Führungskräften bezieht zudem ein Viertel weniger als 92‘000 Franken, während das bestverdienende Viertel mehr als 140‘000 Franken pro Jahr erhält.
Ein besonderer Fokus der Studie liegt in diesem Jahr auf der Zielgruppe der Berufseinsteiger. Diese haben offenbar derzeit wenig Probleme, in ihrem Berufsfeld eine Anstellung zu finden: Über die Hälfte von ihnen, so die Erhebung, hatte spätestens zwei Monate nach Studienabschluss eine Stelle sicher. Der typische Berufseinsteiger hat dabei nach seinem ersten Jahr runde 82‘000 Franken auf seiner Abrechnung stehen.
Eine noch einmal deutlich breitere Datenbasis als die STV-Studie kann die aktuelle Salärumfrage von swissICT vorweisen. Nach Angaben des ICT-Branchenverbands handelt es sich dabei um die umfassendste Umfrage ihrer Art: Insgesamt 230 Unternehmen beteiligten sich an der Erhebung und lieferten dabei mehr als 27‘000 aktuelle Lohnangaben. Die Studie liefert Gehaltswerte für insgesamt 42 Informatik-Berufsbilder vom Applikationsentwickler bis zum Datenbankadministrator.
Wer an den detaillierten, für seine berufliche Situation relevanten Daten interessiert ist, kann beide Studien bei den Fachverbänden käuflich erwerben – 120 Franken kostet das im Fall der STV-Publikation, ab 80 Franken für das swissICT-Pendant. Oder er nutzt eine weitere Möglichkeit: Im Rahmen des Vortragsprogramms zur Karrieremesse „advanceING“ werden die beiden Studien am 16. November 2016 in Zürich vorgestellt. Sowohl Swiss Engineering STV als auch swissICT stehen auch im Anschluss für weiterführende Fragen bereit.
Die advanceING findet am 16. November 2016 im Kongresshaus Zürich statt. Die Karrieremesse für Ingenieure und Informatiker bietet eine kostenfreie Laufbahnberatung, ein vielseitiges Vortragsprogramm sowie rund 40 Aussteller mit Perspektiven und Weiterbildungsangeboten für MINT-Fachkräfte. Weitere Infos unter: www.advanceING.ch
* Matthias Adrion ist Mitglied der Geschäftsleitung der HR-Kommunikationsberatung Dr. Schmidt & Partner Group und Messeleiter der MINT-Karrieremesse advanceING.
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