Wie der steigende Bedarf an IT-Fachkräften gedeckt werden kann
Die Digitalisierung durchdringt heute beinahe jeden Lebensbereich. Das macht Spezialisten der Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) zu begehrten Arbeitskräften. Das Problem: Es gibt viel zu wenige von ihnen.
Von Matthias Adrion*
Der Schweizer ICT-Sektor boomt. Wie sehr, das zeigt sich unter anderem anhand des jährlich von dem Online-Portal startupticker.ch herausgegebenen Swiss Venture Capital Report: Allein 62 der 120 erfassten Finanzierungsrunden, mit denen Geldgeber im vergangenen Jahr frisches Kapital in Schweizer Start-ups investierten, spielten sich demnach in der ICT-Branche ab. Aber auch in den weiteren vertretenen Branchen wie Biotechnologie, Gesundheit, Konsumgüter und CleanTech ist Innovation ohne entsprechende IT-Unterstützung kaum mehr denkbar – was sich mit Angaben des Branchenverbands ICTswitzerland deckt, denen zufolge nur ein knappes Drittel der IT-Fachkräfte in der ICT-Kernbranche beschäftigt ist.
Die Digitalisierung sorgt dafür, dass IT-Experten sich heute ihr Betätigungsfeld weitgehend frei aussuchen können. Etwa in der Logistikbranche, wo automatisierte Lagerhaltungssysteme zunehmend die manuelle Kommissionierung ablösen. Im Gross- und Einzelhandel, wo digitale Auszeichnungsetiketten schon bald eine nachfragebasierte Preisbildung in Echtzeit ermöglichen könnten. Oder im produzierenden Gewerbe, wo unter dem Schlagwort Industrie 4.0 gerade das „Internet der Dinge“ die Massenfertigung revolutioniert.
Das Ergebnis: Allein zwischen 2011 und 2014 ist die Anzahl der Beschäftigten im Bereich ICT schweizweit um 21‘000 auf insgesamt knapp 200‘000 hochgeschnellt – eine Steigerung von rund 12 Prozent binnen drei Jahren. Und in einem entsprechenden Bericht, den ICTswitzerland im Herbst 2014 zur Fachkräftesituation verfasst hat, heisst es weiter: „Bis ins Jahr 2022 werden aufgrund von Pensionierungen, Abwanderung sowie Wirtschaftswachstum und Strukturwandel rund 87‘000 neue Fachkräfte rekrutiert werden müssen.“
Auch eine Arbeitsmarktstudie, die der Personalvermittler Robert Half im vergangenen Jahr unter insgesamt 100 Schweizer CIOs und CTOs durchgeführt hat, bestätigt diese Prognose. Demnach suchen 86 Prozent aller befragten Unternehmen neue IT-Kräfte. Fast die Hälfte der Unternehmen plant zudem nicht nur die Nachbesetzung vakanter Stellen, sondern will zusätzlich neue Stellen in ihrem IT-Bereich schaffen.
Was es für die suchenden Unternehmen nicht eben leichter macht, ist die Erfordernis eines hohen Grades an Spezialisierung. Hinzu kommt die ausgesprochene Kurzlebigkeit relevanter Technologien, die gerade den ICT-Sektor betrifft. Wer sich als IT-Fachkraft nicht permanent weiterbildet, läuft Gefahr, schnell von der Entwicklung überholt und für den Arbeitsmarkt uninteressant zu werden. Entsprechend gibt es in der Schweiz zwar trotz eines generellen ICT-Fachkräftemangels insgesamt mehr als 3‘000 arbeitslose Informatiker. Aber darunter befinden sich eben auch viele Spezialisten für alte Programmiersprachen und Betriebssysteme, die so auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr nachgefragt werden.
Es stellt sich daher die Frage, wie es gelingen kann, den steigenden Bedarf an IT-Fachkräften zu decken. Langfristig ist dies sicher am ehesten möglich, indem verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von Nachwuchskräften investiert wird und wenn die entsprechenden Berufsbilder schon vor der ersten Studien- und Berufswahl an den Schulen beworben werden. Kurzfristig wird das indes kaum nennenswerte Linderung bringen.
Immer mehr Unternehmen intensivieren daher ihre Bemühungen, ICT-Spezialisten zu rekrutieren. Ein gangbarer Weg kann zum Beispiel die verstärkte Investition in die eigene Arbeitgebermarke sein. Eine weitere Möglichkeit ist, vielversprechende Nachwuchskräfte direkt an den Hochschulen anzusprechen. Über Praktika, zielgruppenspezifische Veranstaltungen oder Abschlussarbeiten lassen sich künftige Leistungsträger bereits frühzeitig an das Unternehmen binden.
Auch auf Karrieremessen lassen sich wertvolle Kontakte zu den begehrten IT-Spezialisten knüpfen. Gerade der unmittelbare Austausch mit Unternehmensvertretern sowie die Möglichkeit, sich in nur wenigen Stunden aus erster Hand zu einer Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen zu informieren, machen diese Form der Kontaktanbahnung selbst bei den nicht aktiv suchenden Fachkräften beliebt.
Dass sich dabei keineswegs nur Berufseinsteiger für das Unternehmen gewinnen lassen, sondern auch langjährige Spezialisten mit handfester IT-Erfahrung, zeigen Veranstaltungen wie die advanceING, die schweizweit einzige Karrieremesse für das Recruiting berufserfahrener MINT-Fachkräfte. Mehr als zwei Drittel der Besucher haben signifikante Berufspraxis, rund 40 Prozent können darüber hinaus auf eine bestehende Führungsfunktion aufbauen. Das macht die advanceING gerade für Unternehmen, die kurzfristig Bedarf an erfahrenen IT-Kräften haben, zu einem vielversprechenden Recruiting-Baustein.
((Hinweis)): Die advanceING findet das nächste Mal am 16. November 2016 im Kongresshaus Zürich statt. Bis dato haben sich bereits rund 40 Aussteller für die Karrieremesse angemeldet. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.advanceING.ch
* Matthias Adrion ist Mitglied der Geschäftsleitung der HR-Kommunikationsberatung Dr. Schmidt & Partner Group sowie Messeleiter der MINT-Karrieremesse advanceING.