Die Wirtschaft brummt, die Unternehmen freuen sich über gefüllte Auftragsbücher. Damit steigt aber auch deren Bedarf an Fachkräften - und die Verantwortung, diese zu qualifizieren.
Die „schwungvolle Konjunkturerholung setzt sich fort“, wie die Expertengruppe des Bundes für Konjunkturprognosen bestätigt: 2018 ist ein BIP-Wachstum von 2,4 Prozent zu erwarten, im Jahr darauf sollen es weitere zwei Prozent sein. Die Arbeitslosenquote gehe vorerst von 3,2 auf 2,9 Prozent, im Jahr 2019 dann auf 2,8 Prozent zurück. Denn die Schweizer Betriebe benötigen für ihre stärker gefragte Produktionstätigkeit und ihre Dienstleistungen mehr Fachkräfte.
Qualifizierte Dienstnehmer sind ein Erfolgsfaktor
In einer Studie der Credit Suisse aus 2017 sahen die Kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) die Schweiz als Wirtschaftsstandort wie auch die Qualifikation ihrer Arbeitnehmer positiv. Gut ausgebildete Mitarbeitende seien die wichtigste Stütze des Erfolgs. Dementsprechend ist alarmierend, wenn die KMU einen Fachkräfte-Mangel deklarieren. Viele hätten Schwierigkeiten, geeigneten Nachwuchs zu finden - insbesondere für anspruchsvolle technische Tätigkeiten sowie für das Projektmanagement und höhere Führungsaufgaben.
Nachwuchsförderung in Eigenverantwortung
Legt man die Befragung auf die ganze Schweiz um, darf ein akuter Fachkräftemangel bei etwa 90'000 Unternehmen vermutet werden. Nun ist natürlich die Rekrutierung aus dem Ausland eine Option, wobei dies aber gerade für kleinere Betriebe das Tagesgeschäft über die Massen belasten kann. Bei sinkender Arbeitslosigkeit innerhalb der Landesgrenzen scheint es naheliegender, die Nachwuchsförderung selbst anzugehen. Laut Credit Suisse sehen sich ohnehin gut 80 Prozent der Firmen in dieser Verantwortung und fördern die Aus- und Weiterbildung der eigenen Belegschaft. Ein grosser Teil bildet dabei auch Lehrlinge aus.
Neue Anforderungen durch Digitalisierung
Abseits der Tatsache, dass die duale Berufsausbildung der Schweiz bei den heimischen KMU einen hohen Stellenwert genießt, gibt es aber auch kritische Stimmen, die meinen: Das Bildungssystem wäre zu wenig auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet. Gerade in Zeiten, in denen sich der Bedarf der Wirtschaft aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung rapide ändert, ist eine gewisse Notwendigkeit zur Flexibilisierung und teilweisen Neuausrichtung von Bildungsgängen wohl auch nicht von der Hand zu weisen. Egal ob in der dualen Berufsausbildung oder auf Hochschul-Niveau.
Steigende Bedeutung des Employer Branding
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, gilt es die qualifizierten Leute auch im Betrieb zu halten. Entsprechend müssen sich Unternehmen angesichts der Arbeitsmarktentwicklung als attraktive Dienstgeber positionieren und den Mitarbeitenden ihre Benefits vermitteln. Denn klar ist: In einem Arbeitnehmer-Markt kommunizieren die Fachkräfte ihre Bedürfnisse tendenziell leichter und mutiger - und die nächste attraktive Job-Anzeige ist nie mehr als einen Klick entfernt.