Macht Covid-19 die Arbeitswelt der Zukunft flexibler?
Veröffentlicht am 23.07.2020
Der überwiegende Teil der Unternehmen hat sich in der Vergangenheit stark dagegen gesträubt, den Arbeitnehmenden das Home Office als Alternative zur Anwesenheit im Büro anzubieten. Die Corona-Pandemie hat diese Einstellung erzwungenermassen stark verändert.
Es funktioniert besser als gedacht
Das Fazit bisher fällt sehr deutlich aus: In vielen Firmen funktioniert die neue Arbeitsweise besser als gedacht, bei nicht wenigen Unternehmen sogar ganz hervorragend. Die Mitarbeitenden haben durch ihre Flexibilität bewiesen, wie effizient die Arbeit im Home Office sein kann. Gleichzeitig haben sie sich an einige Vorteile gewöhnt und wollen diese nicht mehr missen. Es bleibt jetzt die Frage im Raum: Wie geht es in Zukunft weiter? Fallen wir alle zurück in den altbekannten Arbeitstrott oder kann durch die neuen, positiven Erfahrungen endlich ein flexibles Arbeitsmodell vorangebracht und installiert werden?
Obwohl die meisten Mitarbeitenden ins kalte Wasser springen mussten und manche auch unter Unsicherheiten und Ängsten litten, haben sie versucht, einen guten Job zu machen. Es könnte problematisch werden, wenn die genannten Vorteile wieder wegfallen. Es müsste auf Seiten der Arbeitgeber schon gut begründete Argumente für eine Rückkehr in das alte Arbeitsmodell geben.
Arbeiten sollte flexibler werden
Davon sind jedenfalls zahlreiche Fachleute überzeugt. Allerdings dürfte eine langfristige Lösung anders aussehen als der überstürzte Einstieg ins Home Office, der durch die Corona-Pandemie erforderlich wurde. Es war nicht alles hundertprozentig perfekt. Andererseits würden Unternehmen und Mitarbeitende eine grossartige Gelegenheit verpassen, wenn dieser Weg jetzt nicht weiter beschritten wird.
Natürlich eignet sich das Home Office nicht für jedes Unternehmen und jede Tätigkeit, und bei vielen Jobs wird sich die Frage auch gar nicht stellen. Es ist aber während Covid-19 klar geworden, was alles möglich und machbar ist.
Die Unternehmen müssen eine Entscheidung treffen
Zunächst einmal sind die Unternehmen gefragt. Wollen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr oder weniger begeistert die Arbeit zu Hause erlauben? Oder wollen sie wirklich etwas ändern und proaktiv vorgehen. Dann sollten sie mit Überzeugung sagen: Wir wollen das machen, und zwar mit allen Konsequenzen. Flexibles Arbeiten sollte langsam und langfristig entwickelt und ausgestaltet werden. Die Zeit nach Covid-19 ist eine gute Chance dafür. Fällt jedoch eine bewusste Entscheidung dagegen, dann muss diese gut begründet und transparent kommuniziert werden.
Flexibles Arbeiten ist nicht nur Home Office
Man sollte sich darüber bewusst sein, dass flexibles Arbeiten mehr ist als Home Office. Aber Buzzwords wie Remote Work oder New Work sind bisher nicht eindeutig definiert und müssen noch mit Inhalten ausgestaltet werden. Es kann nicht darum gehen, dass Angestellte gar nicht mehr im Büro erscheinen und dort arbeiten.
Im Vordergrund sollte vielmehr stehen, dass Mitarbeitende in die Lage versetzt werden, ihren Job zu erledigen, so gut sie können, und dies auch tun. Es spielt weniger eine Rolle, ob man im Büro, zu Hause oder unterwegs tätig ist, sondern dass man effizient arbeiten kann. Wichtig ist das Resultat. Das erfordert aber eine gewisse örtliche und zeitliche Flexibilität.
Mindestens ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, wobei persönliche Treffen zum Beispiel im Büro besser sind als Videokonferenzen. Deshalb gehört zum flexiblen Arbeiten auch, dass man sich Zeit nimmt und bewusst einen Austausch pflegt. Auf die Produktivität dürfte sich dies auf lange Sicht sehr positiv auswirken.
Mitarbeitende sollten auch in Absprache mit den Vorgesetzten und dem Team Zeit und Ort für solche Treffen selbst bestimmen können. Das erfordert eine gute Vorbereitung und Abstimmung untereinander sowie eine laufende Anpassung und Verbesserung der Arbeitsprozesse.
Herausforderung an Führungskräfte
Führungskräfte werden umdenken müssen, wenn flexibles Arbeiten Wirklichkeit werden soll. Eine einfache Kontrolle auf Anwesenheit reicht nicht. Vielmehr sind Vertrauen und Respekt gegenüber den Angestellten erforderlich, dass sie ihre Arbeit auch gut erledigen, wenn sie nicht kontrolliert werden. Dabei helfen eine klare Kommunikation über die Erwartungen und eine aktive Unterstützung der Mitarbeitenden. Die Führungskraft ist dann mehr ein Coach als ein Vorgesetzter oder eine Vorgesetzte.
Wird es nach Covid-19 also mehr flexibles Arbeitern geben? Wollen das alle Beteiligten? Dies sind die entscheidenden Fragen, die nach dem Ende der Pandemie beantwortet werden müssen.