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Work Life Blending: Wenn die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen

Veröffentlicht am 24.02.2022
Privat- und Berufsleben verschwimmen

Beim Thema Homeoffice scheiden sich die Geister. Während sich die einen über die Flexibilität freuen, die es leichter macht, Arbeits- und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, leiden andere darunter, dass die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben verschwimmen. Trotz Burnout-Tendenzen wollen nur wenige ins Büro zurück. Das ist das Ergebnis der Work-Life-Blending Studie, die das Software-Bewertungsportal capterra durchgeführt hat. Wie die Ergebnisse im Einzelnen aussehen - wir sind der Sache nachgegangen.

 Arbeitsverhalten im Homeoffice
 
Wer in Zeiten von Corona im Homeoffice gearbeitet hat, hat sich tendenziell von den im Unternehmen geltenden Arbeitszeiten entfernt. Erste E-Mails werden noch vor dem Frühstück abgerufen und beantwortet. Nach dem offiziellen Feierabend findet ein wichtiges Telefongespräch statt, und am Samstagnachmittag und Sonntagabend wird das abgearbeitet, was während der Woche liegengeblieben ist.
 
Und das ist das Ergebnis der Befragung in Bezug auf die Arbeitszeiten im Homeoffice:
 
  • 65 Prozent der Befragten arbeiten bevorzugt ausserhalb der regulären Arbeitszeiten, und zwar vor dem regulären Arbeitsbeginn und nach dem eigentlichen Feierabend.
 
  • 48 Prozent der Befragten arbeiten auch an den Wochenenden.
 
  • 61 Prozent der Befragten haben es sich auch im Homeoffice zur Gewohnheit gemacht, sofort auf E-Mails zu reagieren.
 
  • 53 Prozent der Befragten beantworten geschäftliche Anrufe auch ausserhalb der regulären Arbeitszeit.
 
Arbeiten ausserhalb der regulären Arbeitszeit klingt nach Mehrbelastung. Tatsächlich ist das Empfinden der Befragten ein anderes. Denn 59 Prozent sind der Auffassung, dass sich die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben, die sogenannte Work-Life-Balance, im Homeoffice besser realisieren lässt.
 

Ergebnisse bezüglich Jobzufriedenheit und Motivation
 
Gefragt wurde auch nach Jobzufriedenheit und Motivation im Homeoffice und beim Arbeiten im Unternehmen. Erwartungsgemäss schneidet die Work-Life-Balance im Homeoffice eindeutig besser ab, während ihre Umsetzung bei festen Arbeitszeiten am Arbeitsplatz deutlich schwerer fällt. Als negativ wird die fehlende Zusammenarbeit mit Kollegen im Homeoffice angesehen. Sie funktioniert am Arbeitsplatz im Unternehmen nicht nur besser, sondern begünstigt auch den geistigen Austausch.
 
Und das sind die Ergebnisse der Befragung in Bezug auf die Motivation und die Jobzufriedenheit im Homeoffice und am Arbeitsplatz:
 
  • 69 Prozent der Befragten geben an, dass die Zusammenarbeit mit Kollegen am Arbeitsplatz deutlich besser funktioniert als im Homeoffice.
 
  • Bezüglich der Motivation sind die Meinungen gleichmässig verteilt. 35 Prozent der Befragten arbeiten am Arbeitsplatz motivierter, während es im Homeoffice lediglich 33 Prozent sind. Und für 31 Prozent der Befragten ist die Motivation am Arbeitsplatz und im Home Office ausgewogen.
 
  • Das gleiche Bild ergibt sich in Bezug auf die Zufriedenheit. 38 Prozent der Befragten sind am Arbeitsplatz zufriedener. Dem stehen 36 Prozent im Homeoffice gegenüber, während es für 25 Prozent keinen Unterschied macht, ob sie am Arbeitsplatz oder im Home Office arbeiten.
 
Diese Ergebnisse zeigen, dass sich beide Lager konsequent für die eine oder andere Seite entscheiden. Das bedeutet, dass die einen die sehr klaren und geordneten Strukturen am Arbeitsplatz und eine strikte Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben bevorzugen. Andere wiederum haben kein Problem damit, trotz der zwischen Privat- und Arbeitsleben verschwimmenden Grenzen beide Bereiche zu strukturieren und die jeweiligen Aufgaben zu bewältigen. Dass alle zusammen den geistigen Austausch und die Zusammenarbeit mit Kollegen im Homeoffice vermissen zeigt, dass das ein wichtiger Aspekt zu sein scheint, der die Arbeitsmotivation und die Jobzufriedenheit fördert.
 

Darüber herrscht Einigkeit: Das Homeoffice soll bleiben
 
Einigkeit brachte die Studie in dem Punkt hervor, dass das Homeoffice bleiben soll, wenn auch in variablen Formen. Insoweit deckt sich dieses Ergebnis der Studie mit vielen anderen Befragungen, die unter anderem auch auf karriere.at durchgeführt wurden. Das bedeutet, dass das Homeoffice in Zeiten von Corona gekommen ist, um dauerhaft zu bleiben. Geht es nach den Wünschen der Befragten, so favorisieren sie diese Arbeitsweisen:
 
  • 34 Prozent der Befragten möchten ihre Arbeitszeit zu gleichen Teilen auf Präsenz am Arbeitsplatz und auf das Homeoffice verteilen.
 
  • 28 Prozent der Befragten gehen noch weiter und wünschen sich, 75 Prozent der Arbeitszeit im Homeoffice arbeiten zu dürfen und lediglich 25 Prozent davon im Büro.
 
  • 16 Prozent der Befragten bevorzugen die umgekehrte Aufteilung, nämlich 75 Prozent der Arbeitszeit im Büro und lediglich 25 Prozent davon im Homeoffice.
 
  • Und dann bleibt noch ein kleiner Rest von 12 Prozent, die ausschliesslich im Home Office arbeiten möchten.
 
  • Noch kleiner ist der Prozentsatz derjenigen, die auch weiterhin nur im Büro arbeiten möchten, nämlich 9 Prozent.
 
Trotz dieser positiven Ergebnisse in Bezug auf das Homeoffice gaben 44 Prozent der Befragten an, unter Burnout-Symptomen zu leiden, nämlich unter Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit und Schlaflosigkeit. Gleichzeitig fühlte sich die Hälfte der Befragten im Homeoffice weniger gestresst. Das passt nicht wirklich zusammen und könnte auch den Auswirkungen der Corona-Krise auf die mentale Gesundheitt geschuldet sein. Doch das bedarf einer neuen Untersuchung.