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Keine Angst vor Robotern

Veröffentlicht am 31.05.2015
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Werden Maschinen jedem zweiten Menschen die Arbeit wegnehmen? Zweifel sind angebracht. Von Manuela Specker
Das Ende der Arbeit ist schon mehr als einmal beschworen worden. Die Angst vor einer neuen Technologie ist immer so alt wie die Technologie selber. Gegenwärtig scheint die Situation allerdings besonders bedrohlich, und zwar aufgrund des Tempos, mit dem die Digitalisierung in der Arbeitswelt voranschreitet. Untersuchungen der Universität Oxford und der London School of Economics (LSE) kommen zum Schluss, dass jeder zweite Arbeitspatz gefährdet ist. Die Bank ING-DiBa aus Deutschland schätzt, dass 59 Prozent mittel- und langfristig nicht mehr gebraucht werden.

In der Tat werden IT-gestützte Maschinen immer intelligenter und flexibler: Autos fahren testweise ohne Fahrer durch die Gegend, Ferien buchen übers Internet wird immer einfacher und bequemer, auch weil Algorhythmen dabei helfen, die besten Reisedaten zu finden. Software verarbeitet immer grössere Datenmengen, und Roboter werden in ihrer künstlichen Intelligenz ausgereifter. Sie ersetzen längst nicht mehr nur Muskelkraft, sondern auch Geisteskraft.

Heisst das nun, dass vor allem Jobs in der Dienstleistungsbranche gefährdet sind? Laut den Untersuchungen soll es vor allem Menschen in Jobs mit typischer Verwaltungsarbeit wie Sachbearbeiter treffen. Solche Analysen sind mit Vorsicht zu geniessen: Sie sagen vor allem etwas über die Vorstellungen aus, welche die Wissenschaftler vom Job eines Sachbearbeiters haben. Doch dessen Arbeit ist längst nicht in jedem Fall schematisierbar. Auch Sachbearbeiter stellen Rückfragen, wenn ihnen etwas auffällt, und die Qualität ihrer Arbeit hängt von der Interaktion mit Menschen ab, sei es schriftlich oder mündlich. Ebene diese Interaktion wird angeführt, wenn es heisst, Ärzte blieben unersetzlich.

Das Gesundheitswesen ist ein Paradebeispiel dafür, wie neue Technologien auch Chancen bergen: Wenn Computer Diagnosen abnehmen können, bleibt den Ärzten umso mehr Zeit für die Interaktion mit ihren Patienten. Ähnliches gilt für das Pflegepersonal: Ingenieure am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatik in Stuttgart haben einen motorbetriebenen intelligenten Pflegewagen entwickelt. Dank eines integrierten Computers sorgt er dafür, dass alle Medikamente und notwendigen Geräte, die auf der jeweiligen Route benötigt werden, an Bord sind. Das ist eine willkommene Entlastung für das oft schon stark beanspruchte Pflegepersonal. „Der Wagen soll immer dort sein, wo die Pfleger ihn brauchen und so unnötige Laufwege ersparen“, meint die Diplominformatikerin Birgit Graf, die das Forschungsteam leitet.

Neuen Technologien bergen Chancen auch auf dem Arbeitsmarkt. Wie sich schon immer zeigte, verschwinden Jobs und Branchen, aber es entstehen andernorts neue Betätigungsfelder. Auf Software und Maschinen bezogen bedeutet das: Prozesse müssen gesteuert und überwacht werden, es braucht „Data Scientists“, die aus vorhandenen Daten Wissen ableiten und verknüpfen, und anstatt Betriebselektroniker werden zunehmend Betriebsmechatroniker gefragt sein.

Solche Entwicklungen setzen Offenheit und Neugier voraus sowie die Bereitschaft, dazuzulernen. Die Gefahr steigt natürlich, dass gewisse Arbeitnehmende von der Digitalisierung abgehängt werden und sich die Einkommensschere weiter öffnet – die ökonomischen Folgen der Automatisierung sollten nicht unterschätzt werden, der Faktor Arbeit wird sich verteuern. Trotzdem greift es zu kurz, eine Art die ökonomischne Folgen der gt werden und sich die Einkommenschere weiter öffnet. uziert. tion rationalisieren und Gewinne erhöÜberlebenskampf zwischen Mensch und Maschine zu behaupten.

Die Vorstellung von Maschinen, die Menschen massenweise in die Arbeitslosigkeit drängen, ist nur schon deshalb schief, weil sie die demografische Entwicklung ausser Acht lässt: Die Zahl der im Erwerbsleben tätigen Menschen wird radikal sinken, es gehen viel mehr Menschen in Pension als Junge nachkommen. Untersuchungen gehen deshalb sogar davon aus, dass Produktionsstätten nicht mehr in Niedriglohnländer verlagert werden.

Und nicht zuletzt sind es immer noch Menschen, die den technologischen Fortschritt und dessen Einsatzbereich steuern. Oder wer möchte im hohen Alter im Pflegeheim von einem Roboter bedient werden? Immerhin existieren bereits Roboter, welche Menschen füttern können. Hans Holzinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg, bringt es auf den Punkt: „Wenn es um Menschen geht, sollen auch Menschen die Tätigkeit vollbringen.“


Foto: Thinkstock