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Fiese Tricks einfach durchschaut

Veröffentlicht am 12.08.2017
Fiese Tricks einfach durchschaut
Das Büro ist ein fruchtbarer Boden für Intrigen. Eine Anleitung, um manipulative Tricks besser zu durchschauen.
Von Manuela Specker
 
Die Wahrheit verdrehen, Gerüchte streuen, Informationen zurückbehalten: es gibt ausgeklügelte Strategien, um sich in Unternehmen eine Machtposition zu sichern, um unliebsame Kollegen loszuwerden oder um von unterstellten Mitarbeitenden genau das zu erhalten, was man will. Je härter das wirtschaftliche Umfeld, je intransparenter die Beförderungskriterien, umso grösser die Wahrscheinlichkeit, dass manipulative Tricks das Arbeitsklima prägen. Die gute Nachricht ist, dass Betroffene diesen Machenschaften nicht hilflos ausgesetzt sind.
 
Hilfreich dafür sind folgende Eigenschaften: Es nicht immer allen Recht machen zu wollen, zu seiner eigenen Meinung zu stehen und nicht auf Anerkennung am Arbeitsplatz angewiesen zu sein. Von grossem Nutzen ist sicherlich auch, die Absichten der Manipulatoren zu durchschauen. Nachfolgend sechs in der Arbeitswelt verbreitete Manipulationsmethoden:
 
Loben: „Grossartig, wie Sie das gemeistert haben! Ihre Ideen sind brillant! Niemand hätte das besser hingekriegt!“: Ein solches Lob schmeichelt, und der Vorgesetzte, der solche Worte ausspricht, dürfte in der Gunst des Mitarbeitenden um einiges steigen. Darin liegt genau das Problem: Lob kann immer auch ein Machtmittel sein. Denn wer den Honig ums Maul geschmiert gekriegt, ist auch eher bereit, genau das zu tun, was der Vorgesetzte will. „Es kommt sogar vor, dass Mitarbeitende von ihrem Arbeitsplatz buchstäblich weggelobt werden. Sie merken dann erst im Nachhinein, dass die neue Stelle innerhalb der Firma viel weniger attraktiv ist“, sagt die Mediatorin Regina Michalik, die sich eingehend mit Machtspielen und Intrigen in Firmen beschäftigt. Mitarbeitende sollten sich der Wirkung von Komplimenten immer bewusst sein und ein Sensorium dafür entwickeln, wann das Lob ernst gemeint ist und wann es einen bestimmten Zweck erfüllen soll.
 
Einschüchtern: Sie gehen an Ihre Grenzen, leisten Überstunden, um das Projekt zu stemmen, und haben maximale Anforderungen an die Qualität Ihrer Arbeit – und trotzdem kriegen Sie nie ein Dankes- oder Lobeswort zu hören. Ausbleibendes Lob kann genauso manipulativen Charakter haben wie ein Übermass an Lob. Der Vorgesetzte will Sie durch sein Schweigen zu noch mehr Höchstleistungen antreiben. Der beste Schutz dagegen: Sich trauen, auch einmal Nein zu sagen und den eigenen Selbstwert nicht davon abhängig machen, am Arbeitsplatz Bestätigung oder Anerkennung zu erhalten.     
 
Lügen: Lügen äussert sich nicht zwingend darin, dass jemand nicht die Wahrheit sagt. Eine weit verbreitete Manipulationsmethode ist nämlich, Mitarbeitenden nicht alle benötigten Informationen weiterzugeben – zum Beispiel, um jenes Produkt zu pushen, dass den Verantwortlichen am meisten überzeugt, obwohl eine Kundenumfrage zu einem anderen Schluss kommt. Ergo wird diese Info kurzerhand unterschlagen. Diese Methode ist schwierig zu durchschauen. Am ehesten gelingt das, indem man jeweils kritische Rückfragen stellt, um auf diese Weise doch noch zu den Informationen zu kommen.
 
Schenken: Schenken ist etwas Schönes, im Kontext von Arbeit aber immer auch heikel – zum Beispiel, wenn es um die Auftragsvergabe geht und ein Kunde sich Vorteile erschleichen will. Die meisten Unternehmen haben die Geschenkfrage im Sinne der Corporate Governance geregelt, indem sie zum Beispiel in einem Reglement festhalten, bis zum welchem Betrag ein Geschenk angenommen darf.
 
Druck aufsetzen: Macht der Vorgesetzte ständig Druck, hat dies unter Umständen mehr mit manipulativem Charakter als mit der Förderung der Leistung zu tun. Wer zum Beispiel immer besonders schnell Resultate möchte, verhindert damit, dass sich jemand vertieft mit einer Sache auseinandersetzt und so sich seine eigene Meinung bilden kann. Auch Entscheide, die sofort gefällt werden müssen, erzeugen Druck. Konsumenten bekommen dies zu spüren, wenn sie ein Verkäufer zum sofortigen Abschluss drängen will.    
 
Sonderbehandlungen: Wer am Arbeitsplatz bevorzugt behandelt wird, sollte den Ursachen auf den Grund gehen anstatt sich primär geschmeichelt zu fühlen. Vielleicht hat die Sonderbehandlung ihre Ursache darin, dass man über wichtige Kontakte verfügt, an welche die manipulierende Person kommen will? Oder dass man sich am besten als Steigbügelhalter für die Karriere anderer eignet? Anders schaut es aus, wenn es bei der erhöhten Aufmerksamkeit darum geht, speziell in seinen Begabungen und Talenten gefördert zu werden. Für Vorgesetzte kann es nie das Ziel sein, alle Mitarbeitenden über einen Kamm zu scheren. Entscheidend ist die Absicht, die hinter einer Sonderbehandlung steckt –Talent Management ist jedenfalls nichts Verwerfliches.    
 

Bildquelle: Thinkstock