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Her mit den Ingenieuren!

Veröffentlicht am 11.10.2015
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Technische Berufe sind attraktiv, werden aber schlecht vermarktet.
Über den tatsächlichen Mangel an Ingenieuren scheiden sich die Geister. Hingegen steht ausser Zweifel: Der Nachwuchs wird noch nicht ausreichend für den Beruf begeistert.
 
Von Manuela Specker

Ist der Mangel an Ingenieuren eine Mär, bloss herbeigeredet? Oder existiert er tatsächlich? Die Untersuchung von Swiss Engineering deutet eher auf das zweite Szenario hin. 70 Prozent von 4377 befragten Ingenieuren berichteten von einem Fachkräftemangel, insbesondere in Führungspositionen. Auch der Blick in die Zukunft deutet eher auf einen Mangel hin: Ab 2020 gehen die geburtenstarke Jahrgänge in Pension, aber vor dem Hintergrund der sogenannten vierten industriellen Revolution steigt zugleich der Bedarf an Ingenieuren: die industrielle Produktion wird IT-gestützt weiterentwickelt. Dafür hat sich auch der Begriff Industrie 4.0 etabliert.
 
Als Grund für den Ingenieurmangel wird unter anderem der Lohn angegeben: Ingenieure verdienen heute im Durchschnitt 115`000 Franken pro Jahr – das ist weniger als bei Absolventen wirtschafts- oder rechtswirtschaftlicher Studiengänge. Der gewichtigere Grund dürfte aber darin liegen, dass der Nachwuchs nicht früh genug für den Beruf begeistert werden kann. Nach Ansicht von Swiss Engineering werden die Fächer Mathematik und Naturwissenschaften in der obligatorischen Schule zu gering gewichtet.
 
Zudem ist vielen Schülerinnen und Schülern unbekannt, was Ingenieure eigentlich genau machen. Usic, der Arbeitgeberverband der Schweizer Planerunternehmen im Bauwesen, hat deshalb diesen Sommer eine Kampagne gestartet, die sich gezielt an den Nachwuchs richtet und ihn über den Ingenieurberuf aufklärt. Forschende der HTW Chur (Hochschule für Technik und Wirtschaft) wollen zudem gemeinsam mit Firmen und Schulklassen  neue Video-Formate entwickeln, um den Beruf des Ingenieurs attraktiver darzustellen und den Nachwuchs auch auf der emotionalen Ebene anzusprechen.
 
Gerade beim weiblichen Geschlecht besteht viel Nachholbedarf, da es nach wie vor an Vertrauen in die eigenen mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen Begabungen mangelt. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hält unmissverständlich fest, dass diese von Ängsten und Skepsis geprägte Haltung spätere Karrieren in entsprechenden Berufen oft verhindert. So kann sich laut OECD im Durchschnitt nur eines von 20 Mädchen vorstellen, später in diesen Bereichen zu arbeiten. Beim männlichen Geschlecht sind es vier von 20, obwohl sie in den mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen Fächern nicht bessere Leistungen erbringen als die weiblichen Gleichaltrigen.
 
Ist der Beruf des Ingenieurs bzw. der Ingenieurin einmal ergriffen, wird die Wahl kaum bereut: Neun von zehn der von Swiss Engineering befragten Ingenieure, quer durch alle Altersgruppen, würden heute nochmals ein Ingenieurstudium absolvieren. Das liegt zweifellos auch daran, dass sie auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind: Von jenen 599 Ingenieuren, die ihre Ausbildungen in den letzten beiden Jahren abgeschlossen haben, benötigte die Hälfte weniger als einen Monat, um ihren ersten Job zu finden. Die meisten anderen wären spätestens innerhalb von drei Monaten fest angestellt.
 
 
Karrieremesse für Ingenieure und Techniker
 
Am 20. Oktober findet im Zürcher Kongresshaus zum dritten Mal die Karriere- und Weiterbildungsmesse „advanceING“ für Ingenieure und Techniker statt. Mehr als 30 Aussteller aus verschiedensten Fachrichtungen werden vor Ort sein – von Bauingenieurwesen über Energietechnik und Pharma bis zu Verfahrenstechnik. Die Firmen haben gegenwärtig rund 1000 vakante Stellen zu besetzen. Besucherinnen und Besucher können übrigens kostenlos eine Laufbahnberatung in Anspruch nehmen. ESA-Astronaut Hans Schlegel berichtet zudem über seinen Karriereweg vom Verfahrenstechniker zum Wissenschaftsastronauten sowie über seine zwei Einsätze im Weltraum.
 
Ergänzt wird das Angebot unter anderem durch Vorträge über spannende technische Herausforderungen. Auch wird die neuste Salärstudie präsentiert. Die Ingenieurverbände Swiss Engineering STV sowie VDI nachrichten unterstützen als Kooperationspartner den Ingenieurtag, der einmal im Jahr dazu einlädt, sich über neue Projekte und Karrierechancen zu informieren.
 
Öffnungszeiten: Dienstag, 20. Oktober 2015, 10 – 18 Uhr. Eintritt kostenfrei.
Weitere Informationen: www.advanceING.ch

Foto: Thinkstock