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Und ewig lockt das Neue

Veröffentlicht am 17.05.2015
Startups die Alternative zur Karriere im Grosskonzern - myjob.ch
Warum Startups eine gute Alternative zur Karriere in einem Grosskonzern sein können.
Flache Hierarchien, motivierte Arbeitskollegen: Vielversprechende Startups sind auch als Arbeitgeber attraktiv – sofern man über eine grosse Portion Idealismus verfügt. 
 
Von Manuela Specker

Es kann sehr chaotisch zu und her gehen. Manchmal fehlt  das Geld für eine anständige Büroausstattung. Und es wird ganz bestimmt sehr viel gearbeitet; Überstunden sind selbstverständlich, vor allem in der Gründungsphase. „Es ist an der Tagesordnung, dass junge Menschen in Startups viel und lange arbeiten, dafür aber nur ein geringes Gehalt bezahlt bekommen“, so Joel Kaczmarek, Herausgeber der „Gründerszene“. Er ist weit davon entfernt, das Arbeiten in einem Startup zu glorifizieren. Aber was ein vielversprechendes Startup als Arbeitgeber zu bieten hat, lässt sich eben nur schwer in Geld ausdrücken: „Startups bieten wertvolle Erfahrungen, weil schnell mehr Verantwortung übernommen werden kann. Schon viele Gründer waren einst selbst Praktikant in einem Startup“, meint Kaczmarek.  
 
Dieses Umfeld eignet sich also vor allem auch für Menschen, die nicht das Risiko einer Firmengründung eingehen wollen, aber trotzdem selbstbestimmt an einem Ort arbeiten möchten, wo Aufbruchstimmung herrscht und die Entscheidungswege kurz sind. „Wenn man mal das Startupleben ausprobieren möchte, ohne gleich das Erbe aufs Spiel zu setzen, hat man als früher Mitarbeiter bei einem aussichtsreichen Startup wenig zu verlieren und umso mehr zu gewinnen“, meint Tao Tao, Mitgründer des Tourenanbieters GetYourGuide, auf startwerk.ch, einer Plattform für Schweizer Startups.
 
GetYourGuide ist selber ein Paradebeispiel eines einstigen Startups, deren Gründer den richtigen Riecher hatten. Die Firma, 2008 in Zürich entstanden, lebt von der Tatsache, dass Pauschalreisen an Bedeutung verlieren und mehr individuell gebucht wird – oft auch kurzfristig. GetYourGuide ist heute die grösste Plattform, um Touren, Attraktionen und Ausflüge am Ferienort zu buchen. Gegenwärtig beschäftigt das Unternehmen 100 Mitarbeitende und steht vor einer kräftigen Expansion: im laufenden Geschäftsjahr soll das Team um weitere 50 Prozent wachsen, um die Internationalisierung voranzutreiben und den Kundenservice auszubauen.
 
Natürlich geht der Start-up-Charakter irgendwann verloren und hält ein gewisses Ausmass an Standardisierung und Bürokratisierung Einzug. Dies ist allerdings nicht zu vergleichen mit der Situation in vielen Grosskonzernen. „Das haben wir schon immer so gemacht“ – dieser Standardsatz, oft Ausdruck einer Trägheit, die sich in grossen, erfolgreichen Firmen breit gemacht hat, wird man in einem jungen Unternehmen bestimmt nie hören. Neue, innovative Firmen üben deshalb einen grossen Reiz als Arbeitgeber aus - speziell auf jene, die nach einigen Jahren Erwerbstätigkeit in einem Grosskonzern ernüchtert feststellen müssen, dass Anpassungsfähigkeit unter Umständen mehr zählt als kritisches Hinterfragen, und dass neue Ideen regelmässig versanden. In Startups hingegen fühlen sich die Mitarbeitenden in erster Linie einem Produkt oder einer Idee verpflichtet und nicht etwa fix definierten, unveränderbaren Prozessen.
 
Gerade wer in den Anfängen dabei war und die chaotischen Zeiten durchgestanden hat, verfügt über zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten. Läuft das Geschäft blendend, öffnen sich intern neue Jobangelegenheiten. Und sonst macht sich die Arbeit bei einem Startup auf jeden Fall im Lebenslauf gut. Dieses Engagement demonstriert nicht nur Offenheit für Neues, sondern auch eine gewisse Bereitschaft, Risiken einzugehen, selbst wenn man nicht zu den Gründern gehört. Und nicht zuletzt werden Mitarbeitende vielleicht selber dazu animiert, früher oder später ein eigenes Unternehmen zu gründen.
 
Im Gegensatz zu etablierten Firmen verfügen Startups über keinen oder nur geringen Bekanntheitsgrad. Wie kann man sich also schlau machen, um ein Startup als potentiellen Arbeitgeber auszumachen? Gute Anlaufstellen sind Startup-Meetups wie Web Monday in Zürich, an denen sich Web-Entrepreneurs vorstellen, aber auch diverse Blogs, welche ein Augenmerk auf Startups richten wie www.startwerk.ch.  Tao Tao, der Mitgründer von GetYourGuide, empfiehlt, sich über die langfristige Strategie der Firma zu informieren und darauf zu achten, ob die Teamkultur zu einem passt.


Foto: Thinkstock