Studieren zu jeder Zeit und an jedem Ort: Das Fernstudium ist eine gute Alternative für Berufstätige, die sich auf Hochschulniveau weiterbilden wollen. Der Aufwand sollte aber nicht unterschätzt werden.
Von Manuela Specker
Brig eine Universitätsstadt? Da würde manch einer abwinken – zu Unrecht: In Brig sind nämlich seit über 20 Jahren die Fernfachhochschule Schweiz sowie die Universitären Fernstudien Schweiz beheimatet, neu gemeinsam unter einem Dach. Zusammen zählen die beiden Institutionen rund 3000 Studierende. Diese sind zwar nicht vor Ort präsent, denn zeit- und ortsunabhängiges Lernen ist schliesslich das Merkmal eines Fernstudiums.
Doch deshalb sind die beiden Hochschulen nicht etwa minderwertig: Ihre Bachelor- und Masterabschlüsse sind genauso eidgenössisch anerkannt, die Aufnahmebedingungen unterscheiden sich nicht von jenen an herkömmlichen Hochschulen. Mittlerweile ist es auch an klassischen Präsenz-Hochschulen keine Seltenheit mehr, eine Vorlesung per Podcast verfolgen zu können oder online auf Lerninhalte zuzugreifen. Seit dem Herbstsemester 2013 kann an der Universität Luzern sogar der Bachelor in katholischer Theologie im Fernstudium erworben werden.
Die technologischen Möglichkeiten, die sich stetig verbessern, haben den Fernstudien zusätzlichen Auftrieb verliehen. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren an der Fernfachhochschule Brig gerade mal 71 Personen eingeschrieben. Der Fernhochschulen kommt natürlich auch der Trend zum lebenslangen Lernen entgegen sowie die Tatsache, dass immer mehr Arbeitgeber berufsbegleitende Ausbildungen vorziehen.
Ein Fernstudium bedeutet nicht, dass man ganz auf sich alleine gestellt ist. Die Anbieter setzen auf das Modell des „Blended Learning“, einer Kombination aus eLearning und klassischem Präsenzunterricht, der in den entsprechenden Regionalzentren stattfindet. Alle Studiengänge sind nach den Bologna-Richtlinen aufgebaut.
So ein Studiengang an einer Fernhochschule eignet sich vor allem für Menschen, die mitten im Beruf stehen, Verantwortung für eine Familie tragen, Leistungssport betreiben oder aufgrund anderer persönlicher Lebensumstände nicht an einer Präsenzhochschule studieren können. Der Aufwand sollte allerdings nicht unterschätzt werden: Um ein Fernstudium durchzustehen, braucht es Organisationstalent, ein exzellentes Zeitmanagement und vor allem eiserne Disziplin.
Nachfolgend ein Überblick über die Möglichkeiten eines Fernstudiums:
Fernfachhochschule Schweiz (FFHS)
Die FFHS wurde 1998 gegründet. Die Studierenden treffen sich jeden zweiten Samstag zum obligatorischen Präsenzunterricht. Sie können wählen zwischen den Regionalzentren in Regensdorf, Bern, Basel oder Brig. Der Präsenzunterricht macht rund 20 Prozent des gesamten Studiums aus. In folgenden Bereichen werden Studiengänge angeboten: Wirtschaft/Management, Informatik, Technik/Engineering, Recht, Gesundheit.
www.ffhs
Universitäre Fernstudien Schweiz (Fern-Uni)
Die Fernuni Schweiz bietet ihre Studiengänge in Geschichte, Psychologie, Recht und Wirtschaft seit 1992 an und verfügt über drei Studienzentren in Brig, Pfäffikon und Siders, an welchen die persönliche Betreuung sichergestellt wird. Die Inhalte werden durch Professoren vorwiegend aus der Schweiz, aber auch aus dem Ausland vermittelt. Via Online-Plattform besteht ein ständiger Austausch mit Professoren und Assistierenden.
www.fernuni.chFernUniversität Hagen (D)
Seit dem Wintersemester 2013/2014 ist die deutsche Fernuniversität Hagen mit eigenem Beratungs- und Betreuungsangebot in der Schweiz präsent (zuvor in Kooperation mit den Universitäten Fernstudien Schweiz). Sie ist mit 80`000 Studierenden die grösste Uni in Deutschland und verfügt über folgende Fakultäten: Kultur- und Sozialwissenschaften, Mathematik und Informatik, Wirtschaftswissenschaft und Rechtswissenschaft. Die Studieninhalte werden über schriftliche und elektronische Studienmaterialien ermittelt. Es wird jeweils zu Semesterbeginn per Post zugestellt und im sogenannten Virtuellen Studienplatz freigeschaltet.
www.fernuni-hagen.deOpen University (GB)
An der britischen Universität mit Sitz in Milton Keynes sind rund 200`000 Studierende eingeschrieben. Sie ist auch in der Schweiz anerkannt. Was sie von anderen Fernstudiengängen unterscheidet: Der Zugang ist – abgesehen von den Masterprogrammen - auch ohne Matura möglich (die Anforderungen sind deshalb aber nicht geringer als an anderen Universitäten).
www.open.ac.uk
Foto: Thinkstock