Wenn über Jahre oder gar Jahrzehnte im Unternehmen wirkende Mitarbeitende das Haus verlassen (müssen), droht ein Abgang wertvollen Fachwissens. Dessen Übergabe an die Nachfolge-Generationen, aber auch das systematische Festschreiben dieses Know-hows sollte aktiv betrieben werden.
Über Jahrzehnte denselben Arbeitsplatz zu besetzen ist eine Idee, die insbesondere junge Menschen wohl nur mehr belächeln. Nicht, weil das für sie an sich ganz unvorstellbar wäre, sondern weil die immer raschere Entwicklung der modernen Wirtschaft und des technologischen Fortschritts es immer weniger zulassen. Dazu kommt, dass der Trend zur Internationalisierung - die Suche nach Arbeitserfahrung in unterschiedlichen Kulturen und die damit verbundene Attraktivierung des Lebenslaufs - sowie der persönliche Wunsch nach Abwechslung im Berufsleben stärker werden.
Betriebsgeschichte und Kundenbeziehungen
Und dennoch gibt es sie: Die kurz vor der Pensionierung stehenden Fachkräfte - die Profis, die 20, 30 oder gar 40 Jahre „dem einem Herrn gedient“ haben. Und in dieser Zeit neben grundsätzlicher Berufserfahrung auch eine Menge an Wissen über interne Abläufe, über langjährige Kundenbeziehungen und über branchenübliche Höhen und Tiefen angehäuft haben. Aus unternehmerischer Sicht wäre es fatal, wenn mit ihrem Abgang in den wohlverdienten Ruhestand auch dieses Know-how, die Ankerpunkte des Kundennetzwerks, davon zieht.
Natürlich halten sich hartnäckige Überzeugungen, wonach ältere Dienstnehmer in jedem Fall langsamer als die jüngeren Kollegen wären, und dass sie das Interesse an bzw. das Verständnis für moderne Technologien verlieren. Auch die Gehälter, die mit der Anzahl der Dienstjahre gewachsen sind, lassen die Älteren gerade in Krisenzeiten oft rascher auf einer „Abschussliste“ erscheinen, wenn der Abbau von Personal aus Sicht des Managements als unausweichlich erscheint.
Schwächen durch Stärken kompensieren
Dabei gibt es Möglichkeiten, den (vermeintlichen) Innovationsverlust der „Generation 50 plus“ zum Vorteil des Unternehmens zu kompensieren. Denn seien wir uns ehrlich: Wer, wenn nicht diese Generation, kennt die Entwicklungsgeschichte ihrer Fachbereiche, der Branchen, der eingesetzten Methoden? Und was wäre die Anwendung vieler Technologien ohne die Reflexion ihres Um und Auf - des Warum? Ganz abgesehen davon: Wer außer den etabliertesten Service-Mitarbeitern kennt all die kleinen, hilfreichen „Geheimnisse“ über Kundinnen und Kunden, die auch in Zukunft Türöffner für ein vertiefendes Gespräch oder der letzte Eisbrecher vor dem Geschäftsabschluss sein könnten? Den Geburtstag, den sich ein Vertriebsleiter mit dem britischen Thronfolger teilt, seine Vorliebe für die italienische Oper - oder für diese heiß geliebte brasilianische Kaffeemischung, die man „zufällig“ als Zeichen der Wertschätzung mitgebracht hat…?
Generationen übergreifende Teams
Professionelles Wissensmanagement im Unternehmen bindet genau aus diesen Gründen Mitarbeitende jeder Generation ein, um einerseits den Bedarf und andererseits das mögliche Angebot zu eruieren. Wer gewissen Leistungsansprüchen vielleicht nicht mehr entspricht, kann Kraft seiner Erfahrung eine zentrale Rolle bei der internen Weiterbildung übernehmen und garantiert den Erhalt des Wissensvorsprungs gegenüber dem Mitbewerb. Und warum nicht ein Generationen übergreifendes Blogger-Team zusammen stellen, das die Belegschaft im Intranet über Vergangenes und Künftiges auf dem Laufenden hält? Das stärkt zusätzlich den internen Zusammenhalt und gereicht somit allen zum Vorteil.