Startups zeichnen sich durch Innovationskraft und Flexibilität aus, auch wenn in vielen Fällen noch unklar ist, womit sie künftig Geld verdienen werden. Trotz dieser Unsicherheit können Startups ein Vorbild für etablierte Unternehmen bzw. deren Führungskräfte sein, wie eine Studie des Mercator Capacity Building Center for Leadership and Advocacy (LEAD) feststellt.
Unter dem Titel „Mythos Startup - Führungsimpulse für etablierte Unternehmen?“ arbeitet die unter anderem in Kooperation mit der Universität St. Gallen erstellte Untersuchung zum Beispiel heraus, „was Startups im Kern anders (…) machen und welche vielversprechenden Lösungsansätze sie zur Führung im Zeitalter der digitalen Transformation einsetzen“. Daraus leiten die Studienautoren „sieben Impulse“ ab, die zu berücksichtigen wären.
Sieben wichtige Impulse
Im ersten Punkt heißt es, die „Unsicherheit als Chance (zu) begreifen“: Als Führungskraft kann man noch so gut voraus planen - man hat dennoch nicht alle (gesellschaftlichen) Entwicklungen im Griff. Sich selbst aber auch den Mitarbeitenden ist in diesem Sinn zu vermitteln, „dass Veränderung auch großen Gestaltungsspielraum birgt“. Startups haben diesen Zugang verinnerlicht. Punkt zwei drängt dazu, sich als Unternehmen „gemeinsame Werte und eine klare Strategie (zu) geben“. Diese ist klar vom operativen Handeln zu unterscheiden und sollte ein Anliegen der gesamten Organisation sein, die sich damit eine gemeinsame Geschichte entwirft.
„Radikal auf den Kunden ausrichten“ ist die Anforderung aus Impuls Nummer drei: Kundenwünsche möglichst früh zu erkennen - vielleicht zu antizipieren! - und zu hinterfragen, „inwieweit die Organisation sich mit sich selbst beschäftigt“, lautet die Empfehlung. Dazu gehört - Impuls vier - auch der Mut, „Innovationen im raschen Trial-and-Error-Verfahren (zu) entwickeln: „Keine Zeit verlieren und Produktideen am Markt testen“, orientiert sich die LEAD-Studie damit am „Lean Startup“-Konzept.
Intelligente Vernetzung
Punkt fünf besagt, dass nicht jedes Unternehmen alles selber machen muss (besser: kann!), insofern die intelligente Vernetzung mit anderen Organisationen gefragt ist. Wichtig ist dabei, die „Angst vor Ideenklau“ zurück zu stellen und seinen Partnern durchaus einen Vertrauensvorschuss zu geben. Talente im Unternehmen zu erkennen und zu fördern ist nie ein Fehler; entsprechend lautet die sechste Empfehlung, seinen Mitarbeitenden vertrauensvoll Freiraum zu geben, um sich und die gemeinsamen Ziele zu entwickeln.
Schließlich erfolgt im siebten und letzten Impuls der Aufruf: „Zusammenarbeit stärken“. Hierarchien und starre Organigramme, wie sie sich in großen Firmen meist über lange Zeit entwickelt haben, sollen durch „agile, projektbasierte Arbeitsformen“ ersetzt werden. „Starre Verantwortungsbereiche“ wiederum durch „lebendige, interne Kommunikation“. „Für erfolgreiche Startups“, heißt es dazu abschließend, „sind diese beiden in etablierten Unternehmen oft als ‚weiche Faktoren‘ belächelten Aktivitäten wichtigste Garanten für eine lebendige Organisation.“