Welche Ansprüche haben die Menschen an ihren Job bzw. das Arbeitsleben im Allgemeinen? Antworten auf diese Frage finden sich zwischen den beiden Extremen der „Selbstentfaltung“ und des „Existenzkampfs“, wie das Ergebnis einer Studie besagt.
„Sieben idealtypisch beschriebene Wertewelten“ soll es demnach geben, die allesamt „in sich geschlossene Sichtweisen auf das Thema Arbeit“ zeigen. Das legt die Untersuchung nahe, die das deutsche Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2016 veröffentlicht und auch in seinem „Weissbuch Arbeiten 4.0“ zusammen gefasst hat. Die grundlegenden Sichtweisen dürfen durchaus auf zumindest die mitteleuropäischen Länder umgelegt werden.
Solidarität und Leistungswille
Mehr als ein Viertel der befragten 1.200 Menschen gaben für die Studie an, vor allem „sorgenfrei von der Arbeit leben“ zu wollen. Sie erleben diese oft „als so raumgreifend, dass daneben kaum noch Platz für Privates bleibt“. Planbarkeit sei ein „zentraler positiver Wert“, dem „Beschleunigung“ und ein „zunehmender Leistungsdruck“ negativ gegenüber stehen.
Eine weitere Wertewelt, der sich jede zehnte Person zuordnet, ist das Verlangen, „in einer starken Solidargemeinschaft (zu) arbeiten“. Man wünscht sich zum Beispiel gegenseitige Loyalität und die Wertschätzung von Leistungen im Arbeitsalltag und sehnt sich nach einer Zeit zurück, in der „Unternehmen sich um das Wohl ihrer Mitarbeiter sorgten“ und „es Arbeit für alle gab“.
15 Prozent der Studienteilnehmer fühlen sich in einer Welt wohl, die ihren Glauben daran stützt, „dass jeder, der sich bei seiner Arbeit wirklich anstrengt, es auch zu etwas bringen kann“. Das sei jedoch „nicht mehr so einfach wie früher“. Zum Zeitpunkt der Erhebung meinten viele, „trotz großer Anstrengungen nicht ausreichend Erfolge und Anerkennung zu erleben“.
Digitalisierung als willkommene Herausforderung
Eine Idealvorstellung von Arbeit, die „durch Verantwortung, Effizienz und Leistungsstreben gekennzeichnet ist“, haben elf Prozent. Sie sehen die Digitalisierung der Arbeit als willkommene Herausforderung, die sie u.a. durch „lebenslanges Lernen“ meistern. Der Staat sei dafür verantwortlich, einen Rahmen zu schaffen, „damit der Einzelne die Herausforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt bewältigen kann“.
In Wertewelt Nummer fünf wollen sich weitere zehn Prozent „immer wieder neu erfinden und viele spannende Erfahrungen machen“. Sie sehen sich „als Teil eines Netzwerks Gleichgesinnter“, auch über die Grenzen ihrer Heimat hinaus. Selbstverwirklichung sehen sie im Einklang mit Leistung und Effizienz, als deren Grundlage sie sich eine Flexibilität betreffend Arbeitsort und -zeit wünschen - und „umfassende Kinderbetreuung“.
Ein Siebtel fühlt sich wohl, wenn Familie, individuelle Selbstverwirklichung und gesellschaftliche Mitgestaltung vereinbar sind. Zugleich erwarten sie von anderen „ein gewisses Maß an eigenem Gestaltungswillen“. Ihr Ziel für die Gesellschaft ist es, „gemeinsam gute Bedingungen für alle zu schaffen“. Wirtschaft und Arbeit müssten sich dafür „dem Menschen anpassen und nicht umgekehrt“.
Chancengleichheit als Aufgabe des Staates
Schließlich bleiben 13 Prozent der Befragten, die Sinn v.a. außerhalb der Erwerbsarbeit suchen. Insofern erscheinen ihnen gemeinnützige Dienste oft sinnvoller als eine Arbeit, „die vor allem aus monetären Gründen ausgeübt wird“. Der Staat solle allen Bürgerinnen und Bürgern „ein lebenswertes Auskommen“ garantieren - unabhängig davon, welches Einkommen diese am Arbeitsmarkt erzielen.