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„In Bereitschaft“ heißt nicht „ständig erreichbar“

Veröffentlicht am 20.09.2018 von myjob.ch - Bildquelle: iStock
„In Bereitschaft“ heißt nicht „ständig erreichbar“

Wer in der Schweiz vollzeitbeschäftigt ist, arbeitet meist mehr als 40 Stunden in der Woche. Ausreichend Zeit, um mit den Kolleginnen und Kollegen alle relevanten Themen zu besprechen, Pläne zu schmieden, Auswärtstermine und Kundengespräche zu vereinbaren, würde man meinen. Über den Zeitpunkt des Feierabends hinaus erreichbar zu sein, scheint damit wohl auf den ersten Blick in den meisten Fällen keine besondere Notwendigkeit zu sein.

Natürlich gibt es Berufe, in denen ein Bereitschaftsdienst üblich ist, der idealer Weise abwechselnd mit den anderen Team-Mitgliedern geleistet wird. Immerhin sind die freien Abende mit Partner und/oder Kindern und die erholsamen Wochenenden eine Errungenschaft unserer Zivilisation, die hart erkämpft worden ist. Weshalb sich die regelmäßige Notfall-Bereitschaft z.B. eines IT-Technikers üblicher Weise auch in dessen Gehalt widerspiegelt. Ganz zu schweigen von all den Angestellten im Rettungsdienst oder auch den Polizei-Beamten, deren System erhaltende Arbeit wir sicher nicht mit Hungerlöhnen abgespeist haben wollen.

„Always on“-Modus senkt die Hemmschwelle
Über die vergangenen Jahre hat sich mit der Verbreitung der Smartphones, flächendeckend verfügbarem Internet-Zugang und einer steigenden Anzahl von Messenger-Diensten - von WhatsApp bis zum Facebook-Messenger - ein gewisser „Alway on“-Modus etabliert. Gleichzeitig ist vielfach die Hemmschwelle gesunken, sich auch abseits der üblichen Dienstzeiten als Kunde, Mitarbeiter oder Chef bei jemandem zu melden. Vielleicht nur, weil man einen bestimmten, projektbezogenen Gedanken gleich los werden oder eine Aufgabenzuteilung für den nächsten Tag nicht vergessen will. Insbesondere, wenn es z.B. im Team eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe gibt, kann durchaus mal schnell eine dringende Bitte abgesetzt werden.

Beim Gegenüber löst dies aber, auch wenn es nicht „offiziell“ via E-Mail oder einen Telefonanruf kommt, oft Druck aus. Man fragt sich: „Hätte ich da selbst drauf kommen müssen? Soll ich es heute noch erledigen? Ist es vielleicht nötig, morgen früher ins Büro zu kommen? Muss ich vielleicht sogar andere - ebenfalls drängende - Aufgaben verschieben, um diese Notwendigkeit rasch erledigen zu können? Und dann eben länger bleiben?“

„Notfälle“ eindeutig definieren
Führungskräfte sollten aus diesem Grund äußerst behutsam mit den Möglichkeiten der modernen „Instant-Kommunikation“ umgehen. Bestenfalls sollte darüber im Team gesprochen und auch klar definiert werden, auf welche Nachrichten wirklich umgehend reagiert werden muss. Ein Notfall-Plan sollte in diesem Sinn ohne Zweifel klar machen, was wirklich ein Notfall ist - insbesondere auch, ob ein solcher seitens Kundinnen und Kunden definiert werden kann.

Ist eine grundsätzliche Verfügbarkeit von Mitarbeitenden nach Dienstschluss gewünscht und entsprechend definiert, sollte diesen auch ein dienstliches Smartphone zur Verfügung gestellt werden. Anrufe und Textnachrichten außerhalb der regulären Arbeitszeit gehen dann auch nur auf dieses Gerät - welches dann auch guten Gewissens abgedreht werden kann, wenn jemand nicht zur Bereitschaft eingeteilt ist.