In säkularisierten Gesellschaften wird Religion mehr oder weniger als Privatsache gesehen und spielt im beruflichen Kontext eine geringe Rolle. Dennoch können in religiösen Ursprüngen wurzelnde Traditionen auch im Arbeitsleben ihren Platz finden.
Gute zwei Drittel der schweizerischen Bevölkerung sind entweder der römisch-katholischen oder der evangelischen Kirche zuzurechnen. Zumindest besagt dies die Aufstellung über die Konfessionszugehörigkeit des Bundesamts für Statistik. Als drittgrößte „Glaubensgemeinschaft“ hatten sich 2016 mit 24 Prozent bereits die Konfessionslosen etabliert. Die muslimische Bevölkerung macht knapp über fünf Prozent aus. Bleiben 7,4 Prozent, die „anderen“ Religionen angehören, und etwas mehr als ein Prozent, über deren konfessionelle Zugehörigkeit keine Daten vorliegen. Womit die Schweiz als statistisch relativ gut erfasst bezeichnet werden darf, was die Religiosität betrifft.
Im beruflichen Kontext machen sich vor allem die mit Religionen in Zusammenhang stehenden Feiertage bemerkbar: Sie gehen meist mit – wohl für das Gros der Dienstnehmerschaft willkommenen – arbeitsfreien Zeiten und auch einigen Fenstertagen einher. Damit in Verbindung stehen besondere Festivitäten, die je nach (gefühlter) Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft mal mehr, mal weniger Bedeutung für einen Menschen haben. Für den einen mag – unabhängig von offiziellen Glaubenslehren - Ostern als Jesu‘ Auferstehungsfest, für die andere Weihnachten als Jesu‘ Geburt wichtiger sein. Der Ramadan bzw. das diese Zeit abschließende Fastenbrechen hat für streng gläubige Muslime eine hohe Bedeutung und übt auch auf Nicht-Muslime immer wieder eine gewisse Faszination aus.
Eiersuchen und Fastenbrechen
Dass Kritik an den religiösen Riten und Traditionen des Gegenübers für diesen verletzend sein können, liegt auf der Hand. Ebenso ist den modernen, aufgeklärten Bürgerinnen und Bürgern jeglichen religiösen Hintergrunds klar, dass Anders- und Nichtgläubige nicht Ziel einer Missionierungsbewegung sein sollen und wollen. Dies berücksichtigend, stellen Religionen und kulturelle Eigenheiten ein wertvolles Gesprächsthema dar, um sich im Arbeitsalltag gegenseitig besser kennen zu lernen. Egal, ob es um besondere Ernährungsregeln während des Ramadans und Rezepte für das Fastenbrechen geht, oder regional unterschiedliche Traditionen des österlichen Eier- und Schokoladesuchens.
Gerade auch die buddhistischen Ursprünge dessen, was in unserer westlichen Kultur seit Jahren in Zeitmanagement-Seminaren oder als Burnout-Vorbeugung unter dem Stichwort „Achtsamkeit“ verkauft wird, helfen manch einem vielleicht dabei, eine neue Sicht auf sein tägliches Wirken zu bekommen.
Gemeinsame Werte
In vielen Betrieben findet zum Jahresende auch traditionell eine Weihnachtsfeier statt, die einen schönen Rahmen dafür bilden kann, um sich gemeinsam mit unterschiedlichen, durchaus religiös verwurzelten Lebensphilosophien zu beschäftigen. Gemeinsames Beten ist dabei im 21. Jahrhundert selbstverständlich nicht mehr gefragt – oder zumindest sehr unüblich. Doch darf das regelmäßige Einschwören auf gemeinsame, alle Glaubensrichtungen übergreifende Werte wie z.B. ein kollegiales Miteinander und den wertschätzenden Umgang mit Kunden – oder einfach gesagt: Nächstenliebe – als absolut „in“ bezeichnet werden.