Die christliche Fastenzeit hält Menschen auf ganz unterschiedliche Weise zum Verzicht und zur Besinnung auf ihren persönlichen Wertekanon an. Nicht zwingend muss dafür eine besondere Religiosität ausschlaggebend sein. Es geht um die Idee, in sich zu gehen, neue Möglichkeiten zu erproben und Energie für den (beruflichen) Alltag zu schöpfen.
Es sind die berühmten 40 Tage bis zum christlichen Osterfest, knapp sechs Wochen an persönlichem Verzicht: auf zu viel, zu ungesundes oder zu fettes Essen; auf Alkohol, Zigaretten und Koffein; auf Fernsehen, Videospiele oder auch Streitereien im nahen Umfeld. Man könnte es auch als einen 40-tägigen Neujahrsvorsatz betrachten, der auf all die nicht eingehaltenen, tatsächlichen Neujahrsvorsätze nur wenige Wochen davor folgt.
Längst ist es so, dass nicht nur tief gläubige Menschen sich an diesem Verzicht versuchen, an dessen Ende die Belohnung mit einem üppigen Oster-Bankett steht. Und die individuelle Bilanzierung der persönlichen Verzichtsleistung.
Verzicht auf „Zeiträuber“
Die damit verbundene Rückbesinnung auf das, was für einen selbst – aber vielleicht auch Freunde und Familie – wirklich bedeutend, die Gesundheit sowie das persönliche Glück erhaltend ist, kann durchaus Erleichterungen für den künftigen Alltag bringen. Das gilt gerade auch für das Berufsleben – angefangen beim gesundheitlichen Wohlbefinden, das zum Beispiel eine Fastenzeit-bedingte Raucherentwöhnung oder auch eine bewusstere Ernährung mit sich bringen.
Verzicht kann aber auch in Bezug auf bestimmte Tätigkeiten und Aufgaben geübt werden. Genauer gesagt geht es dabei um den aufmerksamen Blick auf alles, was täglich zu tun ist – und die Überlegung, ob all das wirklich notwendig und zielführend ist. Ob es einen persönlich und das Unternehmen insgesamt weiterbringt. Oder ob es sich bei manchen Aufgaben um vermeintliche Pflichten mit eigentlich geringem wirtschaftlichem Ertrag handelt – vielleicht sogar um reine „Zeiträuber“.
Frühjahrsputz durch das Pflichtenheft
Keineswegs handelt es sich um das Ansinnen, künftig einfach weniger zu tun zu haben. Vielmehr geht es um die Idee, sich ein wenig für neue Projekte frei zu spielen. Sozusagen ein Frühjahrsputz durch das berufliche Pflichtenheft.
Wenn vor diesem Hintergrund nach und nach klar wird, dass vielleicht lange aufgeschobene Vorhaben plötzlich planbar werden, befeuert das natürlich die Motivation. Aus dem ursprünglichen Verzicht erwächst somit im wahrsten Sinn des Wortes ein Mehrwert, der sicherlich länger als 40 Tage Bestand haben wird.