Wer eine Berufsausbildung angeht, entscheidet sich nicht zwingend für einen einzigen logischen Lebensweg. Die Maturität kann auch später noch erworben, der Weg des Studierenden jederzeit zusätzlich beschritten werden. Dies jedoch mit deutlichen Vorteilen gegenüber vielen anderen – und einer höheren Sicherheit.
Für junge Schweizerinnen und Schweizer scheint klar: Ein solider Beruf ist immer noch die beste Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft. Annähernd 70 Prozent derjenigen, die sich zwischen einer weiterführenden allgemein bildenden Schule und der Berufsbildung entscheiden müssen, wählen Letzteres. Zwar sinkt die Quote über die vergangenen Jahre: 1990 waren es noch mehr als 75 Prozent. Jedoch stieg seither die absolute Zahl derjenigen, die eine Lehre angehen: Sie wuchs aufgrund des Bevölkerungswachstums von knapp unter 60.000 auf bis zu 65.000 pro Jahrgang an.
Berücksichtigt man die drei Jahre, die die Lehre meist dauert, so befinden sich konstant etwa 200.000 Schweizerinnen und Schweizer in einer Berufsausbildung. Was bei knapp vier Millionen Beschäftigten einem Anteil von gut fünf Prozent entspricht – also einem von 20 Berufstätigen.
Alle Wege stehen offen
Nun gibt es freilich Stimmen die sagen, dass die Berufsentscheidung für viele Jugendliche zu früh falle. Dass eine weiterführende Schule die Berufswahl aufschiebe und eine reifere Entscheidung ermögliche. Zudem öffne die Maturität die Pforten der Hochschulen und bereite damit den Weg für eine „höherwertige“ Bildung. Dabei werden aber die Vorteile einer Berufsausbildung unterschlagen. Etwa die umfassende Spezialisierung auf einen Fachbereich: sei es die Reparatur und Instandhaltung von Kraftfahrzeugen, sei es der Bau eines Hauses oder von dessen Inneneinrichtung. In jedem Fall wird relativ rasch eine Kompetenz erworben, die nur wenige Menschen ihr Eigen nennen. Ein Fachwissen, das sich entsprechend gut verkaufen lässt.
Natürlich kann so eine Fachkompetenz auch nach der Maturität noch erworben werden. Nur sieht das Gros der Maturantinnen und Maturanten ein Studium als logischen Schritt. Der wiederum jedem Lehrabsolventen genauso offen steht.
Jederzeit als Experte gefragt
Nun ist die Berufsmatura, für die parallel zur beruflichen Tätigkeit gelernt wird, auch nicht eben der leichteste Weg. Diesen jedoch bis zum Ende zu gehen und daran noch ein Studium anzuschließen, wird künftige Arbeitgeber mit Sicherheit beeindrucken.
Während die Studienkolleginnen und -kollegen an der Hochschule dann ihr erstes Geld mit Nebenjobs verdienen, verfügt der Berufsmaturant vielleicht schon über einiges Erspartes. Wenn jene den steigenden Prüfungsstress beklagen, lehnt er sich zurück, weil er eine hohe Belastung gewohnt ist. Und selbst wenn es mit dem Studium nicht so hinhaut, wie es geplant war: Im Gegensatz zu den Kommilitonen bleibt ihm die Sicherheit, jederzeit als Experte in einen Beruf zurück kehren zu können.