Arbeiten in der Gruppe? Nicht schon wieder!
Veröffentlicht am 05.03.2020
Unsere Gesellschaft ist geprägt von lebenslangem Lernen, sodass auch Erwachsene im fortgeschrittenen Alter immer mal wieder die Schulbank drücken. Jede individuelle "Lerngeschichte" ist von positiven und negativen Erfahrungen geprägt, zu der auch das Lernen und Arbeiten in Gruppen gehört.
Arbeiten in Gruppen - negative Erfahrungen und Nachteile
Ob in der Schule, an der Universität, in einem Seminar oder bei einer Weiterbildung - sobald Arbeiten in Gruppen angekündigt wird, hält sich die Begeisterung meistens in Grenzen. Schuld daran sind negative Erfahrungswerte. Offenbar finden in einer Gruppe immer wieder dieselben Typen zueinander. Da gibt es den einen oder anderen, der sofort die Gruppenführung lautstark an sich reisst. Andere wiederum sind bereit, innerhalb der Gruppe Verantwortung zu übernehmen, zu kooperieren und zu motivieren. Wieder andere halten sich zurück und warten erst einmal ab, wie sich die Situation entwickelt. Manche sind schüchtern, während einige ganz einfach zu faul sind, sich in die Gruppe einzubringen und sich in einer Art Arbeitsverweigerung entspannt zurücklehnen und die Arbeit den übrigen Mitgliedern der Gruppe überlassen. Sobald sich jeder in seiner Rolle eingefunden hat, löst das sich anbahnende Ungleichgewicht unterschwellig Unbehagen aus und vergiftet die Arbeitsatmosphäre.
Tatsächlich ist die oft einseitige und unfaire Rollenverteilung einer der Schwachpunkte der Gruppenarbeit. Werden die Rollen nicht vom Lehrer oder Referenten vergeben, stellt sich diese Situation in dieser Konstellation immer wieder ein. Und es gibt weitere Nachteile der Gruppenarbeit. Häufig schweifen die Teilnehmer innerhalb einer Gruppe vom Thema ab, sodass sich die Zusammenarbeit als ineffizient erweist. Meistens kommt es innerhalb von Gruppen zu Diskussionen, die zu keinem Ergebnis führen, oder es treten unterschwellige oder offen ausgetragene Konflikte auf, die nicht gelöst werden.
Förderung von Sozialkompetenzen oder neue Lernformen ausprobieren?
Arbeiten in Gruppen wird von Pädagogen oftmals als eine die Sozialkompetenz fördernde Lernform gelobt. Tatsächlich bietet die Arbeit in einer Gruppe Teilnehmern die Chance, eine Aufgabe gemeinsam und erfolgreich zu bearbeiten und im Anschluss daran das durch Kooperation erzielte Arbeitsergebnis gemeinsam zu präsentieren. Durch die Gruppenarbeit werden soziale, kooperative und kommunikative Kompetenzen gefördert sowie Strategien der Problemlösung und die Fähigkeit zu präsentieren trainiert. Was gut klingt, funktioniert jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Arbeiten in Gruppen braucht vor allem eins: Feste Regeln, auf die sich die Teilnehmer einigen und die ein Ungleichgewicht innerhalb der Gruppe verhindern. Dazu gehören formulierte Ziele, die gemeinsam erreicht werden wollen, ein ständiger Informationsaustausch sowie gegenseitige Akzeptanz. Dieser Zielsetzung gerecht wird eine Gruppengrösse von maximal sieben Personen mit einer klaren Aufgabenverteilung innerhalb der Gruppe. Um die Konfliktfähigkeit zu schulen, werden Störungen frühzeitig angesprochen und beseitigt, um die volle Konzentration auf die Lösung der Aufgabenstellung zu lenken.
Die Zusammenarbeit in Gruppen, ohne dass Regeln festgelegt werden, kann nicht für alle Teilnehmer der Gruppe gleich gut funktionieren. Bleibt zu hoffen, dass bei der nächsten Fortbildung keine oder eine gut vorbereitete Gruppenarbeit stattfindet, die etwas bringt und obendrein Spass macht. Ansonsten gibt es noch einen Ausweg, nämlich neue Lernformen auszuprobieren, zum Beispiel E-Learning.