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Arbeiten im Stehen: Welche Vorteile bietet das?

Veröffentlicht am 17.08.2020
Arbeiten im Stehen: Welche Vorteile bietet das?
Rückenbeschwerden bei der Arbeit werden oft damit in Verbindung gebracht, dass man ständig sitzt beziehungsweise sich einseitig belastet. Nicht selten wird dann die Arbeit im Stehen propagiert. Doch lohnt sich das wirklich? Dieser Überblick präsentiert Ihnen Vor- und Nachteile dieser Arbeitshaltung.
Der Schreibtischtäter im Visier
Die Haltung, die Büroangestellte in der Regel einnehmen, ist oft nicht physiologisch. Das bedeutet, dass die natürliche Krümmung der Wirbelsäule nicht umgesetzt wird. Wer ein Drittel seines Tages im Büro arbeitet beziehungsweise als Schüler / Student meist Schreibtischarbeit macht, zwingt sich in eine Haltung, die nicht gut ist. Die Palette der Wehwehchen beziehungsweise unerfreulichen Befunde beim Arzt ist eindrucksvoll. Manchmal sind es klassische Rückenschmerzen, die sich besonders im unteren Bereich manifestieren, manchmal auch Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich. Der Bandscheibenvorfall, der zu den typischen verhaltensbedingten Zivilisationskrankheiten zählt, ist oft die Spitze eines Eisbergs an Beschwerden, die die Arbeitnehmer zum Arzt führen und eine Vielzahl von Krankenschreibungen generieren. Auch Rehabilitationsmassnahmen und der Ruhestand können die Folge der einseitigen Haltung während des Alltags bei der Arbeit sein. Oft werden diese Nachteile damit verbunden, dass das Sitzen im Bürostuhl nicht ergonomisch und somit nicht gesund für den Arbeitnehmer ist.
 
Ist Stehen die Lösung?
Die stehende Haltung wird nicht selten als Alternative zum Schreibtischstuhl angepriesen. Und tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von überzeugenden Vorteilen, die mit dem Stehen bei der Arbeit verbunden sind und die vielfach auch wissenschaftlich durch Studien belegt sind. Der Hauptvorteil hat mit dem Rücken zu tun. Die Wirbelsäule hat ihre normale, gesunde Aufrichtung und die Bandscheiben werden damit weniger belastet als im Schreibtischstuhl. Auch Hüftgelenk und Kniegelenk profitieren davon, dass sie nicht ständig angewinkelt sind. Die Forscher, die sich mit der Arbeitsergonomie befassen, haben zudem festgestellt, dass auch innere Erkrankungen, beispielsweise Darm- und Lungenkrebs mit der stehenden Haltung seltener vorkommen. Man ist generell mobiler und aktiver. Ein Beispiel: Wer im Büro steht, telefoniert vielleicht nicht mit dem Kollegen, sondern besucht ihn kurz im Nachbarbüro. Und eine frohe Botschaft für alle, die Kalorien zählen: Auch der Kalorienverbrauch ist höher als bei der Tätigkeit im Schreibstischstuhl. Es gibt also eine Menge Zivilisationskrankheiten, für die das Stehpult als Arbeitsplatz eine wirksame Prävention darstellen kann. Auch die Muskulatur wird trainiert - und unser Stütz- und Bewegungssystem dadurch insgesamt stabiler.
 
Was sind die Nachteile bei der Stehpult-Arbeit?
Als ein wichtiger Vorteil der Stehpult-Nutzung bei der Arbeit wurde auch propagiert, dass das Herz-Kreislauf-System durch die stehende Arbeit erfreulich gut trainiert werden kann, weil die Arbeitnehmer mobiler sind. Doch eine kanadische Untersuchung von Wissenschaftlern aus dem Jahr 2017 hat herausgearbeitet, dass Menschen, die bei der Arbeit meist stehen, doppelt so oft einen Herzinfarkt hatten. Die Probandenenanzahl war allerdings relativ gering. Auch bezüglich der orthopädischen Vorteile können Einschränkungen vorhanden sein. Berücksichtigt kann bei diesen Untersuchungen natürlich auch nicht, welche psychische Belastung ein Arbeitnehmer hatte. Auch diese kann selbstverständlich zu Beschwerden und Erkrankungen führen, die unabhängig von der Haltung während der Arbeitszeit sind. Es kann zudem auch am Stehpult zu Nackenverspannungen führen, wenn man das Telefon zwischen Kinn und Schulter einklemmt.
 
So machen Sie es richtig
Die richtige Dosierung bei der Arbeitshaltung ist oft optimal. Sitzen und Stehen im Wechsel, vielleicht mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch, ist meist effektiv. Bei der Benutzung des Stehpults sind die lockere Haltung und solides Schuhwerk zu berücksichtigen. Auch ein weicher Untergrund ist wichtig. Manchmal sind auch kleine Dinge wertvoll: Zum Beispiel sollten Sie während des Arbeitens die Schultern nicht hochziehen. Ein Sitzball - er wird auch in der Rückenschule und in der Krankengymnastik eingesetzt - fördert eine aktive Sitzhaltung. Wer Bewegung bei der Arbeit im Programm hat, meidet den Fahrstuhl, nimmt die Treppe und macht Spaziergänge während der Mittagspause. Auch eine aktive Freizeit ist ein sinnvoller Ausgleich, insbesondere für Schreibtischtäter. Der Arbeitgeber kann ebenfalls eine Menge dazu beitragen, dass gesundes Arbeiten in seinem Unternehmen gewährleistet werden kann. Der Masseur, der regelmäßig das Unternehmen besucht, und die Unterstützung fitnessbezogener Kurse ergänzen den ergonomischen Arbeitsplatz optimal. Für die Arbeitnehmer wird dadurch auch eine Wertschätzung demonstriert und das Wohlbefinden der Professionals bei der Arbeit wird erfreulich verbessert. So profitieren alle von den gesunden Arbeitsbedingungen im Unternehmen.