Sie kontrollieren einen Sachverhalt nun schon zum fünften Mal, aber es gibt keinen Zweifel. Ihrem Chef ist ein dicker Fehler unterlaufen. In einem Dokument. Bei einer Planung. In einem Rundschreiben. Bei einem Kollegen hätten Sie es angesprochen. Aber beim Chef? Sie sind nun in einer echten Zwickmühle. Zum einen könnte es für die Firma (und auch den Chef) schädlich oder zumindest peinlich sein, wenn dieser Fehler entdeckt wird. Zum anderen ist der Chef wenig kritikfreundlich. Was können Sie also tun, damit Sie ihn nicht verärgern? Kann man Fehler, die der Chef bei der Arbeit macht, denn wirklich thematisieren, ohne dass dies vielleicht sanktioniert werden könnte? In diesem Zusammenhang sind zwei Dinge besonders wichtig: Fingerspitzengefühl und Selbstvertrauen.
Was Fehlers des Chefs bei Ihnen auslösen
Es ist unterschiedlich, was Fehler des Chefs (und auch anderer Vorgesetzten) mit einem Angestellten machen. Beim einen ist es Schadenfreude, dass auch der Chef nicht unfehlbar ist. Bei dem anderen ist es die Frage, ob man als Angestellter denn einen Cheffehler thematisieren darf. Das bedeutet im Klartext: Es hängt auch mit dem Verhältnis zum Chef zusammen, was dessen Fehler mit uns selbst machen. Doch es spielt gar keine Rolle, was der Fauxpas, den der Chef sich geleistet hat, in uns auslöst: Wenn es nicht wirklich eine Bagatelle ist, die sich der Chef geleistet hat, haben Sie die Pflicht, dies zum Thema zu machen. Denn Sie haben den Arbeitsvertrag mit dem Unternehmen und nicht mit dem Chef. Das heißt, Sie haben auch eine Verpflichtung, dass der Arbeitgeber bewahrt wird, geschädigt zu werden - und wenn Sie einen Fehler nicht kommentieren, könnten Sie dies unterstützen und den Fehler somit zu einem doppelten machen. Sie sind es, die von dem Fehler Kenntnis haben. Also sind es auch Sie, die diesen zum Thema machen sollten.
Ihre Haltung ist wichtig
Auch der Chef ist ein Mensch. Für ihn ist es unangenehm, wenn er einen Fehler gemacht hat und von diesem keine Kenntnis hat. Das bedeutet: Auch wenn es für ihn eventuell unangenehm ist, dass Sie mit diesem Thema zu ihm kommen, ist es besser, wenn Sie es tun. Auch für Ihren Chef. Es ist also eigentlich etwas, was Sie sowohl für Ihren Chef als auch für Ihr Unternehmen tun. Es ist nicht nötig, dass Sie dafür unterwürfig agieren. Aber natürlich sollten Sie auch keine Schadenfreude demonstrieren. Sachlichkeit ist in diesem Zusammenhang sicherlich das A und O. Es ist selbstverständlich, dass Sie den Fehler nicht im Rahmen einer Teamsitzung publik machen, sondern dem Chef die Wertschätzung bieten, dass dies in einer persönlichen Unterredung zwischen ihm und Ihnen umgesetzt wird. Selbstverständlich hat es auch eine hohe Bedeutung, dass Sie Ihrem Chef als erstem Bescheid geben und nicht die Kollegen briefen, dass dieser einen Fehler gemacht hat. Überlassen Sie es dem Chef, welche Massnahmen er nun wählt. So hat er Handlungsfähigkeit und kann aktiv etwas tun, damit der Fehler verbessert wird.
Weder oberlehrerhaft noch unterwürfig
Machen Sie die Unterredung mit dem Chef nicht komplizierter als es ist. Sachlichkeit als Strategie ist völlig in Ordnung. Es ist beispielsweise nicht Ihre Aufgabe, mit Verbesserungsvorschlägen zu dienen. Auch der Hinweis, dass Sie die Sache vertraulich behandeln, ist nicht unbedingt clever. Seien Sie dem Chef ein Partner, der für das Unternehmen das Beste möchte. So kann die Sache gut aus der Welt geschafft werden. Je unkomplizierter das umgesetzt werden kann, umso besser. Und vielleicht sind es sogar Sie, die von der Sache profitieren können. Denn wenn Sie einmal einen Fehler machen sollten, ist der Chef vielleicht nicht streng zu Ihnen.