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Ihre Rechte während eines Praktikums

Veröffentlicht am 06.04.2021
Ihre Rechte während eines Praktikums
​Wenn Sie ein Praktikum antreten, dient dies dazu, sich neue Fertigkeiten und Qualifikationen anzueignen, um den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden und den eigenen Wissenshorizont zu erweitern. Es geschieht allerdings nicht selten, dass Unternehmen ihre Praktikantinnen und Praktikanten lediglich als billige Arbeitskräfte betrachten und ausnutzen. In dem folgenden Beitrag zeigen wir Ihnen auf, welche Rechte Sie in der Zeit des Praktikums haben.
Was genau ist ein Praktikum?
Als Praktikum bezeichnet man ein zeitlich begrenztes Arbeitsverhältnis, das unabhängig von der eigentlichen Ausbildung der Fort- und Weiterbildung dient. Sinnvoll sind Praktika vor allem im Zusammenhang mit einem Studium, um theoretisches Wissen in der täglichen Praxis zu vertiefen, aber auch vor einem Arbeitsplatzwechsel in eine andere Branche. Sie können zudem im Rahmen einer arbeitsrechtlichen Massnahme erforderlich werden oder berufsbegleitend während einer Ausbildung zum Pflichtprogramm gehören.
 
 
Wie sehen die rechtlichen Regeln bei einem Praktikum aus?
 
Da ein Praktikum rechtlich gesehen einem befristeten Arbeitsverhältnis gleichkommt, gelten einerseits die im Obligationenrecht festgeschriebenen Bestimmungen zu Arbeitsverträgen sowie andererseits die Regelungen im Arbeitsrecht zur Dauer der Arbeitszeit. Allerdings enthalten die beiden Gesetze keine Vorgaben zum Thema Entlohnung.
 
 
Unterschied zwischen Praktikum und temporärer Anstellung
 
Während Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei einer temporären Beschäftigung ganz normal die ihnen zugewiesene Tätigkeit ausüben, sollten Praktikantinnen und Praktikanten sich erste Einblicke in ein neues Gebiet verschaffen und Berufserfahrung sammeln. Deshalb gibt es die Faustregel, dass ein Praktikum mindestens zwei Monate, aber auf keinen Fall länger als ein Jahr dauern sollte. In den meisten Fällen dauern Praktika drei oder sechs Monate. Anzumerken ist, dass mehrere Praktika hintereinander beim gleichen Unternehmen und im gleichen Tätigkeitsumfeld verboten sind, da sie von der Rechtsprechung als Kettenarbeitsverträge ausgelegt werden.
 
 
Die Höhe von Praktikumslöhnen
 
Bedingt durch den Ausbildungscharakter ist die Entlohnung während eines Praktikums durchgängig niedriger als bei einer "normalen" Festanstellung. Letztendlich ist es aber, wie in der Arbeitswelt üblich, eine Verhandlungssache zwischen Arbeitgeber und Praktikant. In vielen Fällen zahlt das Unternehmen überhaupt keinen Lohn, sondern kommt allenfalls für Fahrtkosten und Verpflegung auf, was gesetzlich zulässig ist. Der praktikumsgebende Betrieb muss allerdings für einen Unfallversicherungsschutz sorgen.
 
 
Regelungen zur Probezeit und Kündigung im Praktikum
 
Ohne eine gesonderte Vereinbarung gilt im Praktikum eine Probezeit von einem Monat. Bei individuellen Verträgen kann sie gänzlich ausgeschlossen oder auf zwei bis drei Monate verlängert werden. Drei Monate sind jedoch die Obergrenze. Eine Auflösung des Arbeitsverhältnisses kann innerhalb der Probezeit mit einer Frist von sieben Tagen erfolgen.
 
Für eine Kündigung nach Ablauf der Probezeit muss ein gegenseitiges Einvernehmen herrschen, falls vertraglich nichts anderes festgelegt wurde. Ansonsten muss ein triftiger Grund vorliegen, beispielsweise eine grobe Verletzung der Treuepflicht.
 
 
Versicherungsschutz während des Praktikums
 
Arbeitgeber sind verpflichtet, ihre Praktikantinnen und Praktikanten gegen Arbeitsunfälle zu versichern. Geht das Arbeitspensum über acht Stunden pro Woche hinaus, ist auch eine Versicherung gegen Unfälle abseits des Berufs obligatorisch. Die laufenden Beiträge zur Unfallversicherung hat der Arbeitgeber zu zahlen.
 
Im Krankheitsfall greifen die Regelungen des Obligationenrechts. Dauert das Praktikum länger als drei Monate oder hat das Unternehmen eine Krankentagegeldversicherung abgeschlossen, haben Praktikantinnen und Praktikanten einen Anspruch auf Lohnfortzahlung.
 
Sind sie älter als 17 Jahre, müssen sie einen Lohnbeitrag von derzeit 5,124 % an die AHV und 2,2 % an die Arbeitslosenversicherung abführen. Sollte der Jahreslohn während des Praktikums 21'150
Franken übersteigen, wird ein Praktikant automatisch in der beruflichen Vorsorge versichert und ist dementsprechend beitragspflichtig.
 
 
Gibt es einen Zeugnisanspruch?
 
Praktikantinnen und Praktikanten haben wie alle anderen Arbeitnehmer und Angestellten einen Anspruch auf ein ordentliches Arbeitszeugnis. Sie können diesbezüglich zwischen einer simplen Arbeitsbestätigung und einem vollwertigen Zeugnis mit einer Beurteilung von Leistung und Verhalten wählen. Handelt es sich um ein länger dauerndes Praktikum, dürfen Sie von Ihrem Arbeitgeber auch ein Zwischenzeugnis verlangen, wenn Sie sich woanders für eine Stelle bewerben wollen.