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Homeschooling - verlorene Zeit für die Bildung?

Veröffentlicht am 08.04.2021
Homeschooling - verlorene Zeit für die Bildung?
Das lange andauernde Homeschooling bereitet sowohl Lehrern, als auch Eltern zum Teil erhebliche Schwierigkeiten. Trotzdem sehen Bildungsexperten der OECD für Schüler und für die Lehrerschaft gute Chancen, die Corona-Krise positiv und sinnvoll nutzen zu können.
 
Wie schlägt sich die Schweiz beim Digitalunterricht?

Die Schweizer Schulen sind im Vergleich zu anderen OECD-Ländern recht gut mit der erforderlichen Technologie ausgestattet. Ein Problem gibt es eher mit den Lehrkräften, wenn man sich die Aussagen von Schulleitungen anhört. Ein grosser Teil ist noch nicht so weit mit pädagogischen und technischen Fähigkeiten, um innovative Konzepte für den Unterricht zu entwickeln.


Vorreiter ist China

Am besten ist bisher China durch die schwierige Zeit gekommen. Innerhalb eines Monats konnten bereits rund 50 Millionen Schüler online unterrichtet werden. Zudem wurde auch intensiv am Erhalt der sozialen Kontakte zwischen Lehrpersonal und Schülern gearbeitet. Als Vorbild in Europa gilt Estland. Hier sind digitale Konzepte und Technikausstattung sehr weit fortgeschritten. Im Ganzen gesehen, nimmt diese wichtige Entwicklung aber gerade erst ihren Anfang.


Corona wird sich auf die Pisa-Studie auswirken

In 2020 wurde die Pisa-Studie in der Schweiz ausgesetzt, in 2021 soll sie mit geänderten Aspekten durchgeführt werden. Klar ist, dass der Unterrichtsausfall nicht spurlos an den Schülern vorübergehen wird. Ein spezielles Modul für die Studie, das noch entwickelt wird, soll nachweisen, welche Schüler von digitalem Unterricht profitieren und welche benachteiligt werden.


Vergrössert sich die Kluft zwischen Schülern?

Es gibt wohl deutliche Anzeichen, dass die Kluft zwischen leistungsschwachen und leistungsstarken Schülern grösser wird. In Familien mit gutem Einkommen und Bildungsniveau erhalten sie viel Unterstützung durch die Eltern und können auf moderne Technik und Lernmethoden zugreifen. In sozial schwachen Familien fehlt meist die Hilfe sowie der Zugang zur Technologie. Das weitere Auseinanderklaffen wird aber auch bei längeren Ferien festgestellt.


Wie kann die Chancengleichheit bewahrt werden?

Die Fachleute empfehlen, dass vorhandene Online-Angebote möglichst gut genutzt werden. Gleichzeitig haben sie die Regierung aufgerufen, möglichst viele und gute Instrumente zur Verfügung zu stellen und die Lehrerschaft zu unterstützen, auch im Sinne einer besseren Zusammenarbeit untereinander.


Soll ein Schuljahr oder ein Halbjahr völlig abgeschrieben werden?

Es gibt vereinzelt Stimmen, die das befürworten. Allerdings sollten die Schüler nicht unterschätzt werden. Denn trotz aller Problematik bleibt viel Lernstoff hängen. Ein ganzes Jahr abzuschreiben und zu wiederholen, wäre ein verlorenes Jahr.


Überwiegt die Sorge oder die Hoffnung auf Fortschritt der Digitalisierung?

Leichtfertig sollte man die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Bildung nicht nehmen, denn die Mängel bei den Lehrern und beim häuslichen Umfeld sind Hindernisse. Andererseits kann die Krise auch dazu beitragen, schneller an grossen Veränderungen zu arbeiten. Die schlimmste Vorstellung für die Experten der OECD wäre ein Rückfall in die Gewohnheiten und Methoden der Vergangenheit. Die Digitalisierung fördert selbstständiges Lernen und schafft vielfältigere Strukturen.