Für die einen ist der Herbst die schönste Jahreszeit; andere verspüren an kürzer werdenden Tagen zunehmende Antriebs- und Freudlosigkeit. Dieser sogenannte Herbstblues ist keine Einbildung oder Folge mangelnder Selbstbeherrschung - sondern ein medizinisches Phänomen. Was genau sich dahinter verbirgt und wie Sie ihm entgegenwirken können, erfahren Sie hier:
Saison-Arbeiter mit starker Wirkung
Der Fachbegriff für den umgangssprachlichen Herbstblues lautet [i]Seasonal Affective Disorder[/i] - saisonal bedingte Störung oder kurz SAD. Ihr zur Seite stehen die Frühjahrsmüdigkeit und die Sommer- bzw. Winterdepression. Im Gegensatz zu einer "echten" Depression zeigen sich beim Herbstblues deutlich schwächere Symptome. Sie können das Leben Betroffener jedoch ebenso stark beeinträchtigen und dürfen deshalb keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden.
Riskant für Junge, Frauen, Vorbelastete und Nordeuropäer
Das Risiko, einen Herbstblues auszubilden, ist unterschiedlich stark verteilt. Im Allgemeinen leiden jüngere und weibliche Personen häufiger unter SAD als ältere Menschen und Männer. Auch familiäre Veranlagung spielt eine Rolle; etwa, wenn nahe Verwandte zu depressiven Verstimmungen neigen. Nicht zuletzt ist der Wohnort ausschlaggebend. Je weiter er vom Äquator entfernt liegt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, vom Herbstblues betroffen zu sein. Grund dafür ist die abnehmende Lichtintensität. Sie führt zur Drosselung der Serotonin-Ausschüttung, die ihrerseits eine Reihe typischer Beeinträchtigungen nach sich zieht.
Schleichender Beginn, zunehmende Symptome
Das geschieht jedoch nicht schlagartig. So, wie der Sommer allmählich in den Herbst übergeht, beginnt auch die SAD schleichend. Zu den ersten Anzeichen eines beginnenden Herbstblueses gehören:
- Müdigkeit und damit einhergehendes Schlafbedürfnis
- ein gesteigerter Appetit auf Süsses und damit einhergehende Gewichtszunahme
- nachlassende Motivation, Belastbarkeit und Leistungskraft
- Stimmungsschwankungen
- zunehmend negativer werdende Gedanken
- sozialer Rückzug
Geeignete und weniger geeignete Mittel
Die meisten versuchen, diesen Anzeichen entgegenzuwirken. Doch mehr Kaffee zu trinken oder stimmungsaufhellende Präparate zu schlucken verschafft allenfalls kurzzeitige Linderung und schiebt den endgültigen Ausbruch der Symptome nur auf. Besser ist es, dem Herbstblues vorzubeugen - zum Beispiel, indem Sie:
- häufig und regelmässig spazieren gehen, um Licht und Luft an den Körper zu lassen
- Ihrem gesteigerten Schlafbedürfnis nachgeben und den Beginn der Nachtruhe nach vorn verlagern
- Ihren Kreislauf am Morgen mit Wechselduschen anregen
- nährstoffreich(er) essen
- sich mit anregenden, vitalisierenden Düften umgeben
- anregende Musik hören und vielleicht sogar dazu tanzen
- sich zu gemeinsamen Unternehmungen verabreden, um das Sozialgefüge zu stabilisieren
Spezial-Therapie und ein spezielles Mittel
Gegen fortgeschrittene oder hartnäckige Fälle von Herbstblues können Farb- und Lichttherapien helfen. Hierbei wirkt der Einfluss bestimmter Farbtöne und Helligkeitsstufen auf die Hirnanhangsdrüse. Sie schüttet weniger Stress- und mehr Glückshormone aus - ein natürlicher Vorgang, den Sie durch ein weiteres einfaches Mittel unterstützen können: Lächeln Sie öfter ganz bewusst oder finden Sie Anlässe, in herzhaftes Lachen auszubrechen. Das ist - so simpel es klingt - aus medizinischer Sicht eines der besten Prophylaxe- und Therapiemittel gegen Herbstblues.