Gehalt verhandeln - zu Jahresbeginn?
Veröffentlicht am 24.01.2022
Der Jahreswechsel ist immer ein guter Anlass, um über private und berufliche Veränderungen nachzudenken. Dazu gehört auch die finanzielle Freiheit, die mit einer Gehaltserhöhung steigt. Da stellt sich die Frage, ob der Jahresanfang ein guter Zeitpunkt ist, um nach mehr Gehalt zu fragen. Einiges spricht dafür, manches dagegen.
Jahresbeginn: Ein guter Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen?
Es gibt Umfragen und Statistiken, die Auskunft darüber geben, wann ein guter beziehungsweise schlechter Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen ist. Neigt sich das Jahr seinem Ende entgegen, ist es wenig sinnvoll, eine Gehaltserhöhung zu fordern. Die Budgets sind in den Monaten November und Dezember weitgehend ausgeschöpft, sodass es selten zu Neueinstellungen kommt. Gleiches gilt für Gehaltserhöhungen, die zum Jahresende kaum Berücksichtigung finden. Sind die Etats noch nicht leergeräumt, setzen Chefs vor allem auf Sicherheit und Reserven.
Tatsächlich geht aus Studien hervor, dass in den Monaten Januar und April die Chancen sehr viel besser stehen, mit seinem Anliegen erfolgreich zu sein. Statistiken belegen, dass vor allem in diesen beiden Monaten die Gehälter steigen, wobei der April die Nase vorn hat. Allerdings handelt es sich lediglich um Durchschnittswerte. Deshalb ist es sinnvoll, weitere Kriterien bei der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung mit einzubeziehen.
Warum der Jahresanfang ein guter Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung sein könnte
Bevor Sie mehr Gehalt fordern, werden Sie sich wahrscheinlich überlegen, warum der eine oder andere Zeitpunkt der richtige ist. Für den Jahresanfang spricht zum Beispiel, dass Ihr Chef möglicherweise gerade aus dem Skiurlaub zurückkommt - ausgeruht und in bester Laune. Ebenso unverbraucht ist das Jahresbudget, das zu Beginn des Jahres noch prall gefüllt ist. Was also soll gegen eine Gehaltserhöhung sprechen?
Es gibt noch eine Reihe weiterer Faktoren, die Sie in Ihre Überlegungen mit einbeziehen sollten. Ob der Jahresbeginn der richtige Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen ist, hängt von Ihrem Vorgesetzten ab ebenso wie von der Situation des Unternehmens, bei dem Sie beschäftigt sind, sowie von Ihren ganz persönlichen Leistungen und Ihrem daraus resultierenden Marktwert.
1. Unternehmenssituation: Mit Unternehmenssituation ist die finanzielle Lage beziehungsweise der finanzielle Spielraum des Unternehmens gemeint, für das Sie arbeiten. War das zurückliegende Geschäftsjahr erfolgreich und sind die Aussichten für das kommende Jahr ebenfalls positiv, sind das gute Voraussetzungen für eine Erhöhung Ihres Gehalts.
2. Ihre Leistungen: Wissen Sie, wie Ihr Vorgesetzter Ihre bisherigen Leistungen bewertet? Haben Sie umgekehrt Ihre Leistungen im zurückliegenden Geschäftsjahr dokumentiert, um eine gute Argumentationshilfe für Gehaltsverhandlungen an der Hand zu haben? Haben Sie möglicherweise ein Projekt gerade erfolgreich abgeschlossen? Oder sind Sie bereits für ein neues, sehr anspruchsvolles Projekt vorgesehen, bei dem Sie dringend gebraucht werden? Bejahen Sie einen oder mehrere Faktoren, ist das ein Hinweis darauf, dass zu Jahresbeginn der richtige Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung ist.
3. Ihr persönlicher Marktwert: Vor der Forderung nach einer Gehaltserhöhung sollten Sie Ihren persönlichen Marktwert kennen. Er ist deshalb wichtig, weil Sie sich bezüglich der Höhe Ihres Gehalts zunächst einmal an den marktüblichen Gehältern orientieren sollten. Gehaltstabellen und Gehaltsvergleiche, zum Beispiel nach Kantonen geordnet, unterstützen Ihre Argumentation in Gehaltsverhandlungen. Als Faustregel gilt, dass eine Gehaltserhöhung nicht mehr als fünf Prozent über dem durchschnittlichen Gehaltsniveau liegen sollte, das Ihrer Position, der Branche, der Region und der Unternehmensgrösse entspricht.
4. Die Gefühlslage Ihres Vorgesetzten: Tatsächlich ist die Gefühlslage Ihres Vorgesetzten massgeblich dafür, ob sie eine Gehaltserhöhung anstreben sollten oder nicht. Steht Ihr Chef selbst aktuell unter Druck, oder muss er gerade einen Dämpfer seines Vorgesetzten oder des Vorstands verkraften, ist das sicher kein guter Zeitpunkt, um ein höheres Gehalt zu verhandeln. Gleiches gilt auch für seine Stimmungslage während eines Arbeitstages. Manche Menschen sind Morgenmuffel. Andere wiederum wachen erst nach einer Tasse Kaffee richtig auf, während andere Menschen bereits in den Morgenstunden fit wie ein Turnschuh sind und um die Mittagszeit einen Tiefpunkt haben. Nutzen Sie unbedingt eine Hochphase Ihres Vorgesetzten, um mit ihm zwecks Gehaltsverhandlungen ins Gespräch zu kommen.
Nicht zu unterschätzen bei Gehaltsforderungen ist das Wetter, das insbesondere in den Wintermonaten nasskalt sein kann. Erfahrungsgemäss sind Menschen bei Sonnenschein besser gelaunt und verhalten sich grosszügiger als bei trüben Aussichten. Es sind mehrere Faktoren, die Sie berücksichtigen müssen, wenn Sie zu Beginn eines neuen Jahres Ihr Gehalt neu verhandeln möchten. Wenn Sie diese berücksichtigen, steht zum Jahresbeginn einer Gehaltserhöhung nichts im Wege!