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Raus aus der Routine - Langeweile im Job kann zermürbend sein

Veröffentlicht am 10.06.2017
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Langeweile im Job kann zermürbend sein. Wann ist es Zeit für eine berufliche Veränderung? Und inwiefern stehen die Vorgesetzten in der Pflicht?
Von Manuela Specker
 
„Und täglich grüsst das Murmeltier“: In diesem Filmklassiker gerät der Protagonist, verkörpert von Bill Murray, in eine Endlosschlaufe des immer gleichen Tagesablaufs. Alles wird vorhersehbar, jede Reaktion der Mitmenschen, jede Wetteränderung.  Das bringt Murray verständlicherweise zum Verzweifeln. So oder ähnlich können sich Mitarbeitende fühlen, die seit mehreren Jahren den gleichen Job ausüben und schon beim Aufwachen am Morgen wissen, was auf sie zukommen wird.
 
Um es gleich vorweg zu nehmen: Routine ist nicht per se schlecht. Sie gibt nämlich auch die Sicherheit, mit den Anforderungen vertraut zu sein und sich nicht überfordert zu fühlen. Zudem möchte sich nicht jeder Arbeitnehmende ständig verändern, sondern auf das Vertraute bauen. Im besten Fall wird er dank der vertieften fachlichen Kenntnisse, aber auch dank der Kenntnisse von internen Begebenheiten und Befindlichkeiten zu einem sicheren Wert in der Firma.
 
Im schlechtesten Fall verpasst der Mitarbeitende den Moment des Absprungs oder der Veränderung – der eigene Wert auf dem Arbeitsmarkt sinkt in der Folge kontinuierlich. Umso mehr neigen Betroffene in solchen Situationen dazu, sich weiterhin an das Vertraute zu klammern. Das kann bis hin zum sogenannten  „Bore-out“ führen, sozusagen das Gegenteil eines „Burn-outs“, aber mit denselben Konsequenzen: Nicht nur Überforderung, auch Unterforderung kann krank machen.
 
Wer unter einem Bore-out leidet, ist abends völlig ausgelaugt, weil er tagsüber die Zeit totschlagen musste und vor allem damit beschäftigt war, so zu tun, als wäre er ausgelastet. Das Phänomen tritt also vor allem in Berufen auf, in denen am Computer gearbeitet wird, so dass Arbeit vorgetäuscht werden kann.
 
Zermürbend ist aber auch, wenn der Beruf mit langen Wartezeiten verbunden ist (zum Beispiel, bis der nächste Kunde bedient werden kann) oder wenn ein Arbeitsprozess immer weiter zerstückelt wird, bis man nur noch für einen kleinen, repetitiven Teil zuständig ist. Diese Form der Routine verschlingt Energie und nagt am Selbstvertrauen, zumal der Job heute für viele eine entscheidende Komponente der eigenen Identität darstellt. Wer will denn schon zugeben, dass er sich im Job langweilt? Da steht um einiges besser da, wer ein Burn-out für sich in Anspruch nehmen kann. Ein Burn-out impliziert nach wie vor, sehr engagiert zu sein und sich mit Herzblut für eine Sache eingesetzt zu haben.
 
Langeweile hingegen ist ein Tabu, dabei ist das alles andere als ein Ausnahmezustand. „Als Karrierecoach höre ich immer wieder, dass sich nach ein paar Jahren eine lähmende Langeweile einstellt“, sagt Martin Wehrle.  Die Kunst besteht für Freunde der Routine darin, rechtzeitig zu erkennen, wann sie ihrem Arbeitsalltag neuen Schwung verleihen müssen. Die Verantwortung für eine Veränderung liegt in erster Linie beim Angestellten.
 
Wehrle appelliert aber auch an die Verantwortung der Vorgesetzten. „Eine gute Führungskraft sorgt dafür, dass ihre Mitarbeiter nicht im Käfig der Routine gefangen sind, sondern sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen und wachsen können.“  Neue Projekte, interessante Weiterbildungen und hierarchische Sprünge – all diese Veränderungen würden dazu beitragen, dass ein Mitarbeiter wach und begeistert bleibe. Auch ist es Aufgabe der Vorgesetzten dafür zu sorgen, dass die Arbeit innerhalb des Teams gut verteilt ist.
 
Das bedingt allerdings, Führen als Entwickeln zu begreifen. Wer unter einer Führungskraft arbeitet, die alle interessanten Aufgaben an sich reisst oder die eigenen Mitarbeitenden klein hält, weil sie als Konkurrenz angesehen werden, hat gar keine Wahl: Da bleibt nur ein Job- oder ein Vorgesetztenwechsel, um aus der lähmenden Routine rauszufinden.   
 

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