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«Der Konkurrenzkampf ist hart» Job Caddie

Veröffentlicht am 09.09.2012
Lehrabgänger - Der Konkurrenzkampf ist hart» Job Caddie - myjob.ch
Ältere im Vorteil Manche Lehrabgänger haben Mühe, eine Anschlusslösung zu finden – Mentoren helfen ihnen - von Manuela Specker - Einige Grossfirmen unterschätzen das Können der Lehrabgänger, und die Anforderungen an Bewerbungsdossiers sind enorm hoch: Die Integration junger Erwachsener ins Berufsleben ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders anspruchsvoll.
Frau Manser, laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers setzen Firmen in Zeiten der Krise vor allem auf erfahrene Arbeitskräfte. Ist es für Lehrabgänger schwieriger geworden, eine Stelle zu finden?

Claudia Manser*: Das kann man so sagen, und das zeigt sich auch an den Integra-tionsmassnahmen, die seither getroffen worden sind. In der Schweiz ist es sicher nicht so gravierend wie in anderen Ländern der EU, wo der Anteil an arbeitslosen jungen Menschen mehr als 20 Prozent beträgt. Doch jeder Jugendliche ohne Stelle ist einer zu viel. Hierzulande sind die Jugendlichen vor allem im Übergang von der Schule in die Lehre gut begleitet. Der Übergang von der Lehre in die Berufswelt wurde hingegen lange weniger beachtet. Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft hat deshalb Ende 2008 Job Caddie ins Leben gerufen. Erfahrene Fach- und Führungskräfte stehen jungen Erwachsenen beratend und unterstützend zur Seite.

Job Caddie kann von Jugendlichen aus dem Kanton Zürich und den angrenzenden Kantonen in Anspruch genommen werden – gilt das Angebot bald auch schweizweit?

Ziel ist auf jeden Fall, das Angebot in anderen Regionen und Kantonen zu implementieren. Die Frage der Finanzierung ist allerdings noch offen.

Inwiefern können die Mentoren den jungen Erwachsenen helfen?

Wir führen mit jedem Jugendlichen zuerst ein Einzelgespräch, bevor wir einen Mentor zuweisen, der in der Regel aus der gleichen Branche stammt. Die erfahrenen Arbeitskräfte unterstützen die Jugendlichen beispielsweise, wenn es zu einer vorzeitigen Vertragsauflösung kommt, bei Problemen im Betrieb oder wenn es darum geht, nach der Lehre eine Stelle zu finden. So werden Vorstellungsgespräche geübt und wird das Bewerbungsdossier verbessert. Oft sind es nur kleine Anpassungen, aber diese sind entscheidend.

Was motiviert die Mentoren, ehrenamtlich tätig zu sein?

Viele von ihnen sind um die 40 und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, andere sind bereits pensioniert. Manche hatten selber Schwierigkeiten beim Berufseinstieg, bei anderen lief es problemlos, und diese finden, dass es auch die heutigen Jungen verdient haben, reibungslos beruflich integriert zu werden.

Was war früher, sagen wir vor 25 Jahren, anders?

Es war nicht üblich, dass man sich überhaupt schriftlich auf eine Lehrstelle bewerben musste, die Stellen wurden den jungen Leuten fast schon nachgeworfen. Der Konkurrenzkampf ist heute hart, schon 16-Jährige müssen eine perfekte Bewerbung vorweisen, um in die engere Auswahl zu kommen.

Eine Garantie, dass Lehrling und Lehrstelle zueinanderpassen, ist das aber offensichtlich nicht?

Nein, das hat – nebst Problemen im Betrieb oder mit dem Lehrmeister – auch damit zu tun, dass natürlich alle eine Anschlusslösung haben wollen und dann lieber eine Stelle nehmen, statt arbeitslos zu sein. Zu oft kommt es auch vor, dass Jugendliche in eine Richtung steuern oder gesteuert werden, die nicht ihren Bedürfnissen entspricht.
Aber gerade in der Schweiz mit ihrem dualen Bildungssystem scheint es doch paradox, dass es Jugendliche aufgrund angeblich mangelnder Berufserfahrung schwer auf dem Arbeitsmarkt haben.
Es ist eben nach wie vor so, dass manche ausländische Grossfirmen nicht vertraut sind mit diesem System und das Know-how, welches die Lehrabgänger mitbringen, unterschätzen. Deshalb ergibt es hierzulande auch wenig Sinn, nach einer solchen Ausbildung ein Praktikum in derselben Branche zu absolvieren. Die jungen Leute sind in der Regel fit für den Arbeitsmarkt. Es ist aber noch viel Aufklärungsarbeit notwendig.

Inwiefern ist es sinnvoll, dass Jugendliche nach der Lehre im selben Betrieb weiterbeschäftigt werden?

Das kommt auf die Dauer an. Ein halbes Jahr bis ein Jahr lang im selben Betrieb weiterbeschäftigt zu sein, ist eine elegante Lösung, und sie gibt den Jugendlichen auch die Möglichkeit, in aller Ruhe eine Stelle zu suchen. Es ist wichtig, sich bei Gelegenheit vom Lehrbetrieb zu lösen, denn in der heutigen Arbeitswelt ist Flexibilität gefragt und nicht jahrelange Treue zum Arbeitgeber.

*Claudia Manser leitet Job Caddie, das Mentoringprogramm für Jugendliche.