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In Hausschuhen zum Vorstellungsgespräch

Veröffentlicht am 22.01.2017
In Hausschuhen zum Vorstellungsgespräch
Bewerbungen per Video-Telefonie gelten als unkompliziert und bequem – sich professionell vorbereiten ist dennoch ein Muss   Von Vera Sohmer
Ton ab, Kamera läuft und Action: Vorstellungsgespräche per Video-Telefonie sind im Kommen. Zum einen, weil sie Zeit und Geld sparen. Kandidaten und Kandidatinnen müssen nicht erst zum Vorstellungsgespräch anreisen. Zum anderen ist die Technik besser geworden. Sie ermöglicht Jobinteressierten wie Personalverantwortlichen einen gegenseitigen Eindruck bei ordentlicher Bild- und Tonqualität. Und gegenüber herkömmlichen Telefongesprächen haben Interviews per Skype und Co. einen wesentlichen Vorteil: Es lassen sich auch Gestik und Mimik ablesen – zwei wichtige Parameter der Kommunikation.
 
Die Helvetia Versicherung etwa setzt Video-Telefonate bei Bewerbungen bislang in Einzelfällen ein, kann sich nach eigenen Angaben aber vorstellen, es künftig systematischer zu tun. Bereits regelmässig führt das Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich Vorstellungsgepräche per Skype durch – mit ausländischen Bewerbern fürs Doktorandenprogramm. Andere Hochschulen vergeben per Video Masterstudienplätze. Die Bundesverwaltung schon mal eine Praktikumsstelle, wenn die geeignete Kandidatin aus der Schweiz gerade für einen mehrmonatigen Aufenthalt in Südamerika weilt.
 
Sich am Laptop oder Computer vorstellen: Für Bewerber ist die Methode unkompliziert und bequem, denn sie müssen in aller Regel nicht einmal die eigenen vier Wände verlassen. Personalverantwortliche warnen aber davor, es allzu leger zu nehmen. Oberstes Gebot: Sich so präparieren, als würde man zum klassischen Vorstellungsgespräch gehen. „Wer sich professionell präsentiert, erhöht seine Chancen auf die Schlussrunde“, heisst es beim Personaldienstleister Robert Half. Dazu gehört, sich auf mögliche Fragen vorzubereiten und sich Notizen und Unterlagen bereitzulegen.
 
Wichtig ist zudem die passende Kleidung. Vielleicht kommt es einem komisch vor, in der eigenen Stube in feiner Bluse oder dunklem Jacket zu sitzen, aber sich angemessen anziehen ist Pflicht. Zumindest sollte das vorzeigbar sein, was auf dem Bild-Ausschnitt zu sehen ist, nämlich der Oberkörper. Jeans und Pantoffeln sind am Schreibtisch also durchaus legitim. Blau- und Naturtöne wirken vor der Kamera besonders gut; gelb, grün oder lila sind hingegen ungünstig. Auf wilde Muster besser verzichten. Dezentes Make-up ist erlaubt. Wer Sorge hat, sein Gesicht glänze zu sehr, kann ein wenig Puder auftragen. Ein guter Trick übrigens auch bei Männern (weitere Tipps siehe Box).
 
Sag es per Video und der neue Job ist in der Tasche? Ganz so einfach ist es nicht. Skype und andere Plattformen werden in den meisten Unternehmen für ein erstes Gespräch eingesetzt und dienen als zusätzliche Entscheidungsgrundlage dafür, wer es in die nächste Runde schafft. „Für ein Zweitgespräch legen wird weiterhin grossen Wert auf den persönlichen Kontakt von Angesicht zu Angesicht“, sagt Helvetia-Sprecher Hansjörg Ryser. Nur so verschaffe man sich von den Bewerbern ein vollständiges Bild. Während diese sich vergewissern können, ob das Unternehmen zu ihnen passt – in Wirklichkeit und nicht nur virtuell.
 
So punkten Sie im Video-Interview
 
  • Achten Sie auf einen neutralen und ruhigen Hintergrund. Urlaubsbilder und bunte Poster wirken unpassend und lenken ab.
  • Überprüfen Sie die Bildeinstellung per Screenshot. Wichtig: Schauen Sie in die Kamera. Instinktiv neigen wir dazu, den Blick auf unser Gegenüber zu richten, also auf den Bildschirm. Einen offenen, Ihrem Gesprächspartner zugeneigten Blick zeigen Sie jedoch dann, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Linse lenken.
  • Was tun, wenn die Verbindung bricht? Kalkulieren Sie mögliche Probleme ein und machen Sie sich mit den entsprechenden Funktionen vertraut.
  • Schalten Sie Handy und andere Programme aus, informieren Sie Mitbewohner. Haustiere sollten während des Gesprächs draussen bleiben.
  • Sprechen Sie deutlich und nicht zu schnell.
  • Sorgen Sie für einen bequemen Stuhl in der richtigen Höhe, auf dem Sie aufrecht und entspannt sitzen.
  • Vermeiden Sie hektische Bewegungen und heftiges Gestikulieren. Handbewegungen werden manchmal zeitverzögert übertragen und kommen verzerrt oder verschwommen beim Betrachter an.

Quelle und weitere Infos: Robert Half (Stichwort Karriere-Tipps)

Bildquelle: Thinkstock