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Der souveräne Boss

Veröffentlicht am 01.04.2018 von Manuela Specker
Der souveräne Boss

Woran ist eine exzellente Führungskraft zu erkennen? An ihren Mitarbeitenden.

Es ist Ostern und der Hase omnipräsent, meistens in Form von Schokolade. In der Arbeitswelt macht sich ein bestimmter Typus von Hase das ganze Jahr über breit. Es handelt sich um den sogenannten Angsthasen. Gerade auf einer Führungsposition hat er nichts verloren. Und doch schafft er es immer wieder, an die Spitze zu hoppeln. Zu seiner Urangst gehört die Annahme, jemand würde an seinem Stuhl sägen. Und diese Angst ist sogar berechtigt, weil er insgeheim weiss, im Grunde genommen für den Posten nicht qualifiziert zu sein. Aber anstatt sich das einzugestehen, klammert er sich umso stärker an seine Position und betreibt Machterhalt. Konkret: Er umgibt sich in erster Linie mit Ja-Sagern und mit Wasserträgern. So schaffen es die Chef-Angsthasen tatsächlich, ihren Status zu sichern, wenn niemand genau hinschaut oder wenn niemand dieses Arrangement stört. Denn natürlich kriegen sie nur die besten Bewertungen von ihren Adlaten, die dafür regelmässig mit Zückerchen belohnt werden.

Es ist dies kein rein zeitgenössischer Machtmechanismus. Schon der florentinische Staatsphilosoph Niccolò Machiavelli, wusste: „Die beste Methode, um die Intelligenz eines Führenden zu erkennen, ist, sich die Leute anzusehen, die er um sich hat.“ Was im 16.Jahrhundert galt, hat heute nichts an analytischem Gehalt verloren. Der Führungsexperte Alexander Groth rät wie damals Machiavelli, sich das berufliche Umfeld der Führungsperson anzuschauen, um deren Qualitäten beurteilen zu können: „Die Persönlichkeit eines Chefs zeigt sich vor allem darin, welche Mitarbeitende er als ihm direkt unterstellte Führungskräfte einstellt. Halte es eine Führungskraft aus, exzellente Leute auszuwählen, die vielleicht sogar einiges besser können, zeige das Stärke.

Die Ironie an der Geschichte ist, dass, wer tatsächlich am Machterhalt interessiert ist, sich exakt an diese Strategie halten und die besten Leute um sich scharen müsste. „Ein Chef, der nur Mitarbeiter mit durchschnittlicher Leistungsfähigkeit um sich sammelt, kann keine hervorragende Leistung erbringen“, so Alexander Groth. Zudem fehlt dem Angsthasen-Vorgesetzten ein kritisches Korrektiv, weil er seine Angestellten dazu erzogen hat, ihm zu huldigen. Die meisten Menschen verhalten sich nämlich auf Dauer so, wie ein Vorgesetzter sie sieht und wie er sie behandelt. „Chefs bekommen auf lange Sicht immer die Mitarbeiter, die sie verdienen“, bringt es Alexander Groth auf den Punkt. Wer starke, kritische Mitarbeitende zulässt und diese als Sparring-Partner statt als Untertanen sieht, der erhält auch rechtzeitig Hinweise auf Fehlentwicklungen und Risiken. Zudem können sich solche Chefs auf das Wesentliche konzentrieren anstatt sich in Detailfragen zu verlieren und alles unter Kontrolle haben zu wollen. So gesehen stolpern die Angsthasen oft über sich selber, da sie nicht selten den Bezug zur Realität verlieren.

Auch für das Unternehmen selber wäre es von Vorteil, Leute mit Rückgrat auf Führungspositionen zu hieven anstatt das Feld den Angsthasen zu überlassen, die in erster Linie daran interessiert sind, ihre Machtposition zu erhalten anstatt das Unternehmen vorwärts zu bringen. Das wertvollste Kapital der Unternehmen ist schliesslich das Wissen und Können der Mitarbeitenden. Und das kommt nur zum Tragen, wenn es die Vorgesetzten auch zulassen. Darin liegt zugleich die grösste Chance, exzellente Mitarbeitende zu gewinnen: Indem sie eigenverantwortlich handeln können, indem sie sich mit ihrem ganzen Wissen einbringen können, ohne damit beim Vorgesetzten das Gefühl wecken, an seinem Stuhl sägen zu wollen.