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Schweigen ist nicht Gold

Veröffentlicht am 18.01.2015
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Wie Führungskräfte die Meeting-Kultur positiv beeinflussen können
Sie sind der Horror eines jeden Vorgesetzen: Mitarbeitende, die an Sitzungen eisern schweigen. Warum es immer mehr davon gibt – und wie dieses Verhalten durchbrochen werden kann.
 
Von Manuela Specker

-Schweigen aus Angst:
Wenn Führungskräfte dazu neigen, andere vor versammelter Mannschaft fertig zu machen, müsse sie sich nicht wundern, wenn sich an Meetings kaum jemand meldet. Wer fürchtet, etwas Falsches zu sagen, wir kaum von sich aus das Wort ergreifen und sich lieber schweigend in Sicherheit wiegen. In diesem Klima der Angst gedeihen keine Innovationen.  Wer als Vorgesetzter die Gesprächskultur verbessern möchte, muss zuerst für eine positive und ermutigende Grundhaltung sorgen – anstatt Sitzungen als Plattform zu sehen, sich selber grösser und andere kleiner zu machen. Der ideale Sitzungsleiter sorgt sogar dafür, dass alle zu Wort kommen anstatt Profilierungsneurotikern unwidersprochen eine Plattform zu geben. 
 
-Schweigen aus Langeweile:
Eine Powerpoint-Folie folgt der nächsten, was in zehn Minuten gesagt werden kann, dauert dreimal so lang, der Sitzungsleiter verliert sich in tausend Details – es gibt unzählige Gründe, warum sich Mitarbeitende an Sitzungen langweilen. Warum nicht einmal den üblichen Sitzungsablauf auf den Kopf stellen? Für jede Sitzung sollte auf jeden Fall nur so viel Zeit wie nötig einberechnet werden. Und an diese Zeit gilt es sich zu halten, so wie auch erwartet werden darf, dass alle Teilnehmenden pünktlich erscheinen. Der zum Teil verbreitete Wunsch nach einer harmonischen Stimmung ist ebenfalls eine Quelle der Langweile: Erst Kritik und kritisches Nachfragen bringen einer Sitzung oft die entscheidenden Impulse.   
 
-Schweigen aus Protest:
Wenn neue Ideen immer im Keim erstickt werden, macht sich Resignation breit. Aber auch mangelnde Akzeptanz des Vorgesetzten hat oft zur Folge, dass die Mitarbeitenden an Sitzungen still und leise protestieren – indem sie einfach nichts sagen. Hier muss der Sitzungsleiter dringend auch sein Verhalten ausserhalb der Zusammenkünfte reflektieren. Ist er zwar ein hervorragender Redner, wird seinen Worten aber in der Praxis nicht gerecht? Selber weniger reden und mehr liefern – dann werden sich auch die Mitarbeitenden an Sitzungen wieder aktiver beteiligen. „Moderieren Sie die Diskussion anstatt sie zu dominieren“, meint Jochen Mai, Betreiber des Karrierebibel-Blogs (www.karrierebibel.de) Anstatt lange Vorträge und Monologe zu halten, sei es die Aufgabe des Sitzungsleiters darauf zu achten, dass sich überhaupt ein Gespräch entwickeln kann.   
 
-Schweigen aus Desinteresse
Um einer Zusammenkunft mehr Bedeutung zu verleihen, neigen manche Vorgesetzte dazu, so viele Teilnehmende wie möglich einzuladen – auch solche, die eigentlich nichts Substanzielles beizutragen haben. Dabei sollte es das Ziel sein, nur so wenige wie möglich zu einer Sitzung zu verpflichten. Konkret jene Mitarbeitende, welche zum Thema tatsächlich etwas zu sagen haben und die in ihrem Arbeitsalltag von der zu besprechenden Materie betroffen sind. Geht es um reine Informationswiedergabe, ist eine Kommunikation auf schriftlichem Weg oft effizienter. Manchmal reicht es auch aus, die Teilnehmenden um einen Steh- anstatt um einen Konferenztisch zu versammeln: Im Stehen laufen Sitzungen automatisch effizienter ab.   
 
-Schweigen aus Überforderung
Das Thema ist komplex, die Vorbereitung aufgrund der kurzfristigen Einberufung der Sitzung nicht möglich, nur der Sitzungsleiter hat den Durchblick: unter solchen Umständen ist kollektives Schweigen programmiert. Vor allem wenn es darum geht, Ideen zu generieren oder weiterzuentwickeln, sollte die Sitzung nicht kurzfristig einberufen werden, damit sich jeder im Voraus bereits Gedanken machen kann. Brainstorming auf Knopfdruck funktioniert in der Regel nicht.
 
Den grössten Gefallen machen Vorgesetzte ihren Mitarbeitenden, wenn sie die Anzahl der Sitzungen auf einem Minimum halten. Manche verbringen mittlerweile die Hälfte der Arbeitszeit an Sitzungen.  „Je häufiger solche Treffen stattfinden, desto mehr fragmentieren sie den Tag der Teilnehmer in immer kleinere und deshalb kaum noch produktive Einheiten. Der vielbeschworene Flow – er findet kaum mehr statt“, so Jochen Mai.


Foto: Thinkstock