Sie dient als Begriff dafür, dass Angehörige bestimmter sozialer Gruppen nicht – oder im Vergleich zu den Mitgliedern anderer Gruppen nur schwer – in politische oder ökonomische Führungspositionen aufsteigen: die Gläserne Decke. Das trifft heute vor allem auf Frauen zu, die bei gleicher oder sogar besserer Qualifikation gegenüber Männern oft den Kürzeren ziehen.
Insbesondere im Top-Management und in politischen Spitzenfunktionen finden sich, auch international, vergleichsweise wenige Frauen. Bekannte Gründe dafür sind einerseits, dass Männer ungleich viel mehr über ihre (vermeintlichen) Talente und Fähigkeiten sprechen, als Frauen. Und auch das Feierabend-Bier mit den Kollegen ist vor allem eine männliche Angewohnheit – bei der aber mitunter spannende Projekte mit viel Verantwortung zumindest halb-offiziell vergeben werden.
Klassische Rollenbilder
Natürlich ist diese Art des Networkings nicht etwas, das Frauen nicht beherrschen würden. Nur tritt hierbei die immer noch klassische Rollenverteilung in unserer Gesellschaft besonders zutage: Männer nehmen sich nach der Arbeit eher eine „kleine Auszeit“, während Frauen eher aus dem Büro eilen, um die Kinder aus der Kindergruppe oder von der Schule abzuholen, den Haushalt zu schmeißen und vielfach noch alte oder kranke Angehörige zu versorgen. Dass dieses überdurchschnittliche Verantwortungsbewusstsein von den Unternehmen nur wenig geschätzt wird und stattdessen oft die Befürchtung vorherrscht, dass Frauen aufgrund ihrer vielen privaten Aufgaben weniger zuverlässig und belastbar sein könnten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Weibliche Vorstände führen erfolgreicher
Dabei wäre es, wie Studien belegen, für jedes Unternehmen von Vorteil, wenn mehr Frauen in Führungspositionen gelangen würden, anstatt durch die Gläserne Decke nach oben blicken zu müssen.
Einer Untersuchung von Ernst & Young zufolge stehen die Schweizer im deutschsprachigen Raum noch am besten da: Der Frauenanteil in Führungspositionen betrug demnach 2017 knapp 20 Prozent - im Unterschied zu 18 Prozent in Deutschland und 18,4 Prozent in Österreich. „Bei 40 Prozent der Unternehmen in Österreich findet sich immer noch keine einzige Frau in der Führungsetage“, heißt es in diesem Zusammenhang weiter, während man „in Deutschland und der Schweiz bei jeweils 35 Prozent der Unternehmen vergeblich nach weiblichen Führungskräften“ suche.
Wachstum bei Umsätzen, Gewinn und Beschäftigung
Besonders in den Jahren vor und zu Beginn der Weltwirtschaftskrise (ab 2008) zeigte sich, so eine andere Studie von Ernst & Young, dass Unternehmen mit weiblichen Vorstandsmitgliedern in puncto Umsatz und Gewinn besser dastehen. Mit Ausnahme von Rohstoff- und Energieunternehmen entwickelten sich laut der Untersuchung, die 290 Unternehmen berücksichtigt, auch der Börsenwert und die Beschäftigung deutlich besser als bei Unternehmen, deren Geschäfte nur von Männern gesteuert wurden. An Belegen dafür, dass die Förderung von Frauenkarrieren sowie Frauenquoten in Führungspositionen wirtschaftlich sinnvoll wären, fehlt es also nicht.